Dienstag, 8. Mai 2012

Erzählperspektive - 1. Person personal

Die personale Ich-Erzählperspektive weist eine Reihe von charakteristischen Merkmalen auf, die sie von anderen Erzählperspektiven unterscheiden. Dabei ist freilich zu beachten, dass Erzählperspektiven der einen oder der anderen Art nicht unbedingt zur Charakterisierung eines gesamten Werkes oder auch nur eines größeren Abschnitts dienen können, "sondern lediglich zur Klassifizierung kleinerer Erzähleinheiten dienen kann." (Vogt 1990, S. 52):
  • Autor ist nicht identisch mit dem Erzähler!
  • Durchgängiger Gebrauch der ersten Person Singular.
  • Erzähler steht  in der von ihm erzählten Welt (Innenperspektive).
  • Eingrenzung des Blickfeldes des Erzählers auf die Außensicht und die Innensicht der Ich-Figur.
  • Andere Figuren können nur von außen beschrieben werden; Informationen über ihr Innenleben sind entweder bloße Vermutungen oder müssen irgendwie verbürgt sein.
  • Durch die Darstellung von Gedanken, Gefühlen und Bewusstseinsvorgängen des erlebenden Ichs während der Erlebnisse und Ereignisse selbst tendiert die personale Ich-Erzählperspektive zum personalen Erzählen.
  • Erlebendes Ich (auch: erinnertes Ich) des Erzählers steht im Mittelpunkt.


Quelle: www.teachsam.de/deutsch/d_literatur/d_gat/d_epik/strukt/erzpers/erzpers_7_2_2_1.htm

Erzählperspektive - 1. Person auktorial

Die auktoriale Ich-Erzählperspektive (Erzählsituation, Erzählhaltung) besitzt eine Reihe von Merkmalen, die sie von anderen unterscheidet.
Die auktoriale Ich-Erzählperspektive (Erzählsituation, Erzählhaltung) lässt sich an folgenden Merkmalen erkennen:
  • Autor ist nicht identisch mit dem Erzähler!
  • Durchgängiger Gebrauch der ersten Person Singular.
  • Erzähler steht - oder stand einstmals - in der von ihm erzählten Welt (Innenperspektive) (Ggs. zu auktorialem Erzähler, der im Allgemeinen einem anderen Seinsbereich angehört) (Vogt).
  • Fiktionale Welt wird aus der Retrospektive erzählt.
  • Eingrenzung des Blickfeldes des Erzählers auf die Außensicht und die Innensicht der eigenen Figur.
  • Zweipolige Ich-ich-Struktur: in-persona-Identität von erzählendem und erlebendem Ich (Stanzel) als unterschiedliche Ich-Instanzen
    • erzählendes Ich (auch: sich erinnerndes Ich): Ich, das etwas, was vor längerer Zeit geschehen ist, erzählt
    • erlebendes Ich (auch: erinnertes Ich): Ich, das einst bestimmte Ereignisse erlebt hat
  • Auktorialer Ich-Erzähler als erzählendes Ich übernimmt vom auktorialen Erzähler die Fähigkeit, die Elemente seiner Geschichte von einem zumindest zeitlich späteren Standpunkt und/oder unter dem Blickwinkel späterer Einsichten zu ordnen. Dieser point of view ist dem erlebenden Ich nicht möglich.
  • Damit der auktoriale Ich-Erzähler nicht vorschnell mit dem Autor identifiziert werden kann, wartet die auktoriale Ich-Erzählung häufig mit zahlreichen Passagen auf, die den auktorialen Ich-Erzähler im Erzählakt selbst thematisieren (z.B. Ansprechen von Problemen beim Erzählen, Artikulieren von Einfällen über die bestmögliche Weiterführung der Geschichte etc.)
  • Mitunter ergeben sich aus der grundsätzlichen Spannung von erzählendem und erlebendem Ich parodierende Wirkungen


Quelle: http://www.teachsam.de/deutsch/d_literatur/d_gat/d_epik/strukt/erzpers/erzpers_7_2_1_1.htm

Erzählperspektive - 3. Person neutral

Die neutrale Erzählperspektive (Erzählsituation, Erzählhaltung) lässt sich im Allgemeinen an folgenden Merkmalen erkennen.

  • quasi erzählerloses Erzählen ("Camera-eye", Friedmann 1955), d. h. Erzähler greift weder als erkennbare auktoriale Erzählerpersönlichkeit ins Geschehen ein, noch wählt er die individuelle Optik einer der beteiligten Figuren (hoher Anteil szenischer Darstellung). (vgl. Bleissem u. a. 1996, S.74)
  • »Neutral« bedeutet dabei: vom Standpunkt (point of view) eines unsichtbar bleibenden Beobachters aus betrachtet (Kamera)
  • Variante der personalen Erzählperspektive, aber: Erzähler zieht sich ganz aus der Figurenwelt zurück, wird quasi de-personalisiert und kann sich in verschiedenen Formen entpsychologisierter Bewusstseinsdarstellung manifestieren (vgl. Graevenitz 1982, S.96)
  • Showing: häufig bei szenischen Darstellungen oder sachlich beschreibenden oder berichtenden Erzählpassagen ohne jeden Erzählerkommentar (Erzählereinmischung)  (vgl. Vogt 1996, S. 49-57)





Quelle: http://www.teachsam.de/deutsch/d_literatur/d_gat/d_epik/strukt/erzpers/erzpers0.htm

Erzählperspektive - 3. Person personal



Die personale Erzählperspektive weist eine Reihe von charakteristischen Merkmalen auf, die sie von anderen Erzählperspektiven unterscheiden. Dabei ist freilich zu beachten, dass Erzählperspektiven der einen oder der anderen Art nicht unbedingt zur Charakterisierung eines gesamten Werkes oder auch nur eines größeren Abschnitts dienen können, "sondern lediglich zur Klassifizierung kleinerer Erzähleinheiten dienen kann." (Vogt 1990, S. 52):

  • scheinbar erzählerloses Erzählen, dargestellte Wirklichkeit wird nicht von einem persönlich konturierten Erzähler vermittelt, sondern spiegelt sich im Bewusstsein einer Figur 
  • Festlegung des personalen Erzählers auf die Innenperspektive (personaler Erzählerstandort)
  • keine expliziten Einmischungen oder Wertungen eines Erzählers
  • »Personal« bedeutet dabei: aus dem Blickwinkel einer der handelnden Figuren selbst betrachtet 
  • Point of view im Bewusstsein einer Figur oder mehrerer Figuren (personale Mutiperspektive)
  • Erzähltes Geschehen kann als personale Innensicht (Gedanken einer Figur) oder als personale Außensicht dargeboten werden
  • Showing: Zurücktreten des Erzählers, dominierend sind szenische  Darstellung, erlebte Rede, innerer Monolog 
  • Wirkungen
    • Einschränkung des Wahrnehmungsfeldes auf die subjektiv-psychologische Perspektive einer oder mehrerer Figuren
    • Beschränkung der Wahrnehmung auf das Hier und Jetzt 
    • Beschränkung auf Außensicht bei anderen Figuren
    • häufig starkes Gewicht auf innerer Handlung (Gefühle, Gedanken, Erinnerungen) der Perspektivfigur
    • Suggestive Wirkung auf den Leser, dem die erzählte Wirklichkeit abhängig von der Wahrnehmung einer beteiligten Figur, bedingt von ihren Gefühlen und Gedanken vermittelt wird. (vgl. Stanzel 1964/1979, S. 51, vgl. Bleissem u.a. 1996, S.73)
  • Gefahr der Monotonie bei einer einzigen Figurenperspektive, daher: personale Multiperspektive
  • mitunter auch völliger Verzicht auf Innensicht: Blickpunktfigur nur noch Medium der Wahrnehmung (= neutrale Erzählperspektive als Variante des personalen Erzählens) 

Quelle: http://www.teachsam.de/deutsch/d_literatur/d_gat/d_epik/strukt/erzpers/erzpers_3_1.htm

Erzählperspektiven - 3. Person auktorial

  • Autor ist nicht identisch mit dem  Erzähler!
  • Erzähler steht außerhalb der fiktionalen Welt der Figuren (Außenperspektive)
  • Point of view im Bewusstsein eines außerhalb der erzählten Welt befindlichen Erzählers
  • Persönlich anwesender, "allwissender"  Erzähler, der den Erzählvorgang initiiert und lenkt; aber: von Roman zu Roman unterschiedliches Ausmaß der Selbstkundgabe des auktorialen Erzählers
  • allwissend, allmächtig, d.h. prinzipiell sind dem Erzähler alle Elemente seiner Geschichte verfügbar; er "organisiert" die Geschichte (Zeitabläufe, Orte, Figuren/Personen etc.)
  • Ausgeprägter Gestus des Erzählens spürbar im Prozess der Vermittlung der erzählten Wirklichkeit (= "Distanz zum Erzählten" Graevenitz 1982, S.93)
  • Außensicht und Innensicht aller Figuren sind ihm jederzeit möglich
  • Telling: summarischer Erzählerbericht i. e. S., Erzählerkommentar (Erzählereinmischungen wie: Anrede des Lesers durch den Erzähler, Exkurse, direkte Eingriffe in das Geschehen durch: Vorausdeutungen, Rückwendungen, fiktiver Diskurs mit den Figuren, (= "überlegene Distanz zum Erzählten, um die Distanz zum Leser abzubauen" Graevenitz 1982, S.93)
  • Offenlegung wichtiger Erzählentscheidungen (Auswahl, Zeitraffungen)
  • häufig auch Verwendung der indirekten Rede und des Konjunktiv


Quelle: http://www.teachsam.de/deutsch/d_literatur/d_gat/d_epik/strukt/erzpers/erzpers_2_1.htm

Mustergliederung

Hier alle Aspekte, die in einer Analyse eines poetischen Textes nicht fehlen sollten.
ACHTUNG: REIHENFOLGE NICHT UNEBINGT SO ÜBERNEHMEN

Erschließung eines epischen Werkes

1.Inhalt/Aufbau bzw. Struktur
2.Sprache
2.1. Erzählperspektive/Erzählhaltung
2.2. Sprachebene (Umgangssprache, usw.../Modus)
2.3. Wortebene (Fachbegriffe, einfache Wortwahl)
2.4. Satzbau (Parataxe, Hypotaxe)
2.5. rhetorische Figuren
3.Deutung/Intention des Autors
4.Zusatzfrage


Erschließung eines lyrischen Werkes

1.Inhalt/Aufbau
2.Sprache
2.1. Anaylse des lyrischen Ich
2.2. Erzählperspektive
2.3. Sprach/Wortebene
2.4. Sprachstil
2.5. Vers und Strophenanzahl
2.6 Metrum und Versmaß
2.7. Rhythmus
2.8. Reimshema
2.9. rhetorische Figuren
3.Deutung/Intention des Autors
4.Zusatzfrage



Erschließung eines Dramas
1.Inhalt/Aufbau
2.Sprache
2.1. Sprachebene der Akteure
2.2. Wortebene der Akteure
2.3. Satzbau der Akteure
2.4. sprachliche Gestaltung (Verse → Faust?)
2.4. rhetorische Figuren
3.Gespräch
3.1. Gesprächsverhalten
3.2. Redeanteile der Akteure
3.3. Kongruenz zwischen Sprecher und Gesagtem
4.dramaturgische Elemente
4.1. Körpersprache/Emotionen
4.2. Regieanweisungen
5.Deutung/Intention des Autors
6.Zusatzfrage

Sonntag, 6. Mai 2012

Goethe - Götz von Berlichingen

J.W.v.Goethe – Götz von Berlichingen

→ INHALT
Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand ist ein Schauspiel in fünf Aufzügen von Johann Wolfgang von Goethe. Als Vorbild der Hauptfigur galt der schwäbische Reichsritter Gottfried (genannt: Götz) von Berlichingen zu Hornberg.[1]
Das Stück gilt als das bekannteste Werk des Sturm und Drang. Ähnlich wie sein Götz wollte auch Goethe mit diesem Stück Grenzen einreißen. Er stellte sich gegen die bisherigen Theater-Konventionen. Die Einheiten von Ort, Zeit und Handlung werden aufgehoben: Es gibt insgesamt über fünfzig Handlungsorte, und die dargestellte Zeit wird nicht auf einen Tag beschränkt, sondern durch mehrere parallel laufende Handlungen (Verhandlung vor dem Gericht, der Bauernkrieg, mehrere Fehden und Überfälle) gedehnt.
Götz entstammt der mittelalterlichen Welt des Faust- und Fehderechts, agiert aber auch Stände übergreifend, indem er z.B. den Bauern hilft. Mit seiner Figur stößt das auf gewachsenem Naturrecht und Treue gegründete freie Rittertum auf die dem abstrakten römischen Recht verpflichtete Welt des intriganten Adels. Goethes Götz beweist zwar einen die historischen Konventionen überwindenden Charakter, seine auf individueller Unabhängigkeit einerseits und persönlicher Loyalität andererseits basierende Utopie einer idealen Monarchie lassen ihn jedoch in Konflikt mit der gerade entstehenden bürgerlichen Gesellschaft geraten. So kämpft Götz von vornherein auf verlorenem Posten. Resigniert muss er letztlich feststellen: Freiheit gibt es nur im Jenseits, die Welt aber ist ein Gefängnis.


Erster Aufzug
Götz von Berlichingen liegt in Fehde mit dem Bischof von Bamberg, weil dieser einen seiner Knechte gefangen hält und foltert. Ihm gelingt es, Adelbert von Weislingen, einen Jugendfreund im Dienst des Bischofs, gefangen zu nehmen und auf seine Burg Jagsthausen zu bringen, wo er ihn beeinflusst, die Seiten zu wechseln. Zur Besiegelung des neu geschlossenen Treuebündnisses verlobt sich Weislingen mit Berlichingens Schwester Maria.

Zweiter Aufzug
Die Reaktion Bambergs lässt nicht lange auf sich warten. Liebetraut, ein Höfling, überredet Weislingen, zurück nach Bamberg zu gehen. Er lockt ihn mit „Weiber-, Fürstengunst und Schmeichelei“. Weislingen wird unsicher und will einen kurzen Besuch in Bamberg wagen.
In der Bischofsresidenz verliebt sich Weislingen in die verführerische Adelheid von Walldorf und lässt sich von ihr dazu überreden, seinen Dienst beim Bischof wiederaufzunehmen.

Dritter Aufzug
Darstellung des Götz mit dem bekannten, ihm von Goethe zugeschriebenen Zitat, allerdings ungenau zitiert
Berlichingen verbindet seine Schwester mit Franz von Sickingen, überfällt weitere reiche Kaufleute als Rache für die Gefangennahme eines seiner Reiterbuben und wird daraufhin von dem von Weislingen beeinflussten Kaiser mit der Reichsacht belegt und mit einem eigens rekrutierten Exekutionsheer verfolgt. Der Gejagte verschanzt sich in seiner Burg, bei deren Belagerung das berühmte Götz-Zitat (→Schwäbischer Gruß) fällt: „Mich ergeben! Auf Gnad und Ungnad! Mit wem redet Ihr! Bin ich ein Räuber! Sag deinem Hauptmann: Vor Ihro Kaiserliche Majestät hab ich, wie immer, schuldigen Respekt. Er aber, sag’s ihm, er kann mich im Arsche lecken!“ Als er den Angreifern schließlich doch nachgeben muss, handelt er zwar freien Abzug aus, wird aber trotzdem festgenommen.

Vierter Aufzug
Berlichingen wird im Rathaus von Heilbronn vor Gericht gestellt, wo er seine Unschuld beteuert. Sickingen befreit ihn mit Gewalt, indem er mit 200 Mann vor die Stadt rückt und sie anzuzünden droht. Berlichingen zieht sich erneut auf seine Burg zurück.

Fünfter Aufzug
Aufständische Bauern wollen Berlichingen nach den ersten Morden und Bränden zu ihrem Hauptmann machen. Er lässt sich überreden, die Aufgabe auf kurze Zeit und unter Verzicht auf Gewalttaten zu übernehmen, muss dann aber erleben, dass kurz darauf Miltenberg überfallen und niedergebrannt wird.[2] Berlichingen wird von Weislingens Reitern gefangen genommen.
Adelheid ist Weislingens überdrüssig geworden und strebt nach der Gunst des neuen Kaisers. Weislingens Knappe Franz, Adelheids Geliebter, steht so sehr unter ihrem Einfluss, dass er sich dazu überreden lässt, Weislingen zu vergiften. Die Verzweiflung über seine Tat aber lässt ihn anschließend Selbstmord begehen. Adelheid wird von einem Femegericht wegen Ehebruchs und Mordes zum Tode verurteilt.
Berlichingen, im Turm zu Heilbronn eingekerkert, stirbt in Anwesenheit seiner Frau und seiner Schwester mit den Worten: „Himmlische Luft – Freiheit! Freiheit!“ Elisabeths Antwort: „Nur droben, droben bei dir. Die Welt ist ein Gefängnis.“


→ PERSONEN
Götz von Berlichingen
· Auftreten als gerader, biederer, tapferer, freier, naturwüchsiger Ritter
· erfüllt von Freiheit, Gottvertrauen, Gerechtigkeitssinn, Männlichkeit, Treue
· Treue von Freundschaft ist wichtig - erkennend an Verhältnis zu Weislingen
· Weislingen wieder für Götz - er lebt auf und schmiedet neue Pläne
· Weislingen verrät ihn - Optimismus gerät das 1. Mal ins Wanken
· 2 Parteien: 1. Freunde - hängt sehr dran
- würde alles für sie machen
2. Feinde - unerbittliche Bekämpfung
· Liebe und Verehrung dem König gegenüber
· Wunsch: großes, mächtiges Reich - starker Kaiser
Sauber regieren - mit Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit
· Götz verkörpert schillernd die Epoche: Freiheit, Natur, Männlichkeit, starker Nationalismus
· verhilft sich zum Recht durch Schwert und nicht durch bestechliche Gerichte => Hilfe für Bedrängte und Unterdrückte => verhasst bei Fürsten und geistlichen Ständen => beim Volk sehr beliebt und angesehen
· liebevoller Vater und Ehemann
· hängt sehr an Ehefrau - teilt Leid und Freud; findet Verständnis bei ihr
· liebt Sohn - Kummer, da er nichts von ritterlichem Kampf wissen will
· liebt Schwester Maria - will zum Glück beitragen - drängt Sickingen zum Aufbruch, damit ihr nichts passiert
· außergewöhnliche Tapferkeit
· ritterliche Sinn
· Treue bemerkenswerteste Züge
· Ehrlichkeit
· glaubt an Ehrlichkeit der anderen
· glaubt an Wahrheit und Aufrichtigkeit verdankt alles Unglück, das ihm geschieht
· Trost und Stärke durch Gottesfürchtigkeit und Frömmigkeit - helfen über Missgeschicke des Lebens hinweg
· hängt am Kaiser mit hingebungsvoller Treue - nur ihn als Herrn anerkennend
· beklagt Schwächen der Reichsgewalt aufs Tiefste durch eigennützige Fürsten - auch ehrenwürdige Männer, wie z.b. Bischof v. Bamberg und Weislingen
· Ideal: freies dt. Reich mit Recht und Gerechtigkeit - nur deshalb greift er zum Schwert
· bewahrt Heldenehre - erweist Vaterland großen Dienst gegen Bauernkrieg, obwohl er gegen gegebenes Wort handelt
· eigens schuldig ins Elend - dennoch stark und nicht zögernd
· Aussicht auf himmlische Erlösung ist Trost des Todes
Elisabeth:
· Götzes Ehefrau
· erinnert an Goethes Mutter - stark, gemütsvoller, leitet mit Freunde und Liebe Haushalt, kommt Mann an Seelenstärke und Willenskraft gleich
· volles Verständnis für Leiden und Freuden Götzes Berufs
· erfüllt in Zeiten der Not unermüdlich ihre Pflicht
· sorgt für Besatzung, als Jaxthausen besetzt
· denkt an alles, weiß immer Rat
· klaren Verstand - erkennt Verweichlichung ihres Sohnes Karl durch Maria - versucht der Schwägerin durch kräftige Worte entgegenzuwirken
· zeigt Weislingen mehr Misstrauen und Zurückhaltung als Götz
· erkennt Unbeständigkeit des ehem. Freundes und stimmt ungern der Verlobung mit Maria zu
· versteht Handlungen des Götz, wie er selbst
· stolz auf seine Taten und klagt nicht über viele Streitereien
· Leben seinem Wohlergehen gewidmet
· spornt an, Bedrängten beizustehen
· verheimlicht ihm den Tod Georgs - würde ihn belasten
· tröstet todkranken Mann, obwohl Unglück sie zu Boden drückt
Maria:
· Schwester von Götz
· viel zarter als er
· gutmütig, fromm, mild
· weniger zu Sitten des Rittertums hingezogen
· versucht Karl (Neffen) durch fromme Geschichten zu milden, guten Menschen heranzuziehen - soll keinen Gefallen an robuster Art finden
· im Kloster erzogen - schätzt ruhiges, beschauliches Leben
· fühlt sich durch höfisches, einschmeichelndes Wesens Weislingens angenehm berührt - entschließt sich gern zum Verlöbnis mit ihm
· großer Schmerz durch Treuebruch - verurteilt ihn nicht wie Götz und Elisabeth
· Glück in Verbindung mit Sickingen
· widerstrebt ihr, Götz zur Zeit der Bedrängung allein zu lassen
· kurz vor seiner Hinrichtung (Gefahr) - erfüllt Wunsch der Schwägerin
=> geht zu Weislingen, vergisst erlittenes und pflegt ihn bis zum Tod
· verlässt Mann und sucht Weislingen auf - Liebesbeweis dem Bruder gegenüber
· bei Götzes Sterben - tröstend zur Seite stehend
Adalbert von Weislingen:
· früherer Freund des Götzes
· Gegensatz zu Götz
· Feind und Verfolger des Götzes
· aalglatt, hinterlistig
· unzuverlässig, untreu
· gelobt Götz ewige Freundschaft, verlobt sich mit Maria
· wollte nicht mehr nach Bamberg zurückkehren - zu Götzes Feinden
· geht doch zurück und bleibt dort unter Vorwand: unerledigte Geschäfte beenden - untreu gegenüber Götz und Maria
· wurde beinahe von Franz (Liebhaber Adelheids und sein Knecht) vergiftet - Maria seht ihm in Todeszeit bei
Adelheid von Walldorf:
· maßlos ehrgeizig und herrschsüchtig
· liebt Weislingen nicht, aber heiratet ihn - Mann, der sie zur herrschenden Stellung emporheben kann
· erkennt, dass Weislingen schwach und unbeständig ist - zögert nicht sich ihres „Werkzeuges“ zu entledigen
· Versprechen und Treue haben keine Bedeutung für sie
· lässt Weislingen durch Franz, der sie lieb, vergiften
· geheimes Notgericht ergreift sie und verurteilt sie zum Tod wegen Mord am Ehemann
Götzens Freunde und Ritter:
Hanns von Selbitz:
· tritt im Drama weniger hervor
· hängt an Götz mit unerschütterlicher Treue
· tiefste Verachtung gegenüber Weislingens Verrat
· vertraut anderen nicht so voll und ganz wie Götz
· vermutet in Weislingen den Verräter
Franz von Sickingen:
· steht über Zeitgenossen - hochtrabende Pläne
- Edelmut
· vernachlässigt niemals nächstliegende Pflichten
· steht Schwager Götz in Stunden der Gefahr treu zur Seite
· setzt sich für Wohl des Götzes ein, als er Racheverzicht schwören muss
· energisch, kraftvoll, durchgreifend
· verständnisvoll - über Beziehung Maria – Weislingen hinwegzusehen, als er sie zur Frau will
Georg:
· tatendurstig, ungeduldig eifrig, guter Wille, Mut, Selbstvertrauen
· zu Beginn - Bitte an Götz bei Ritt zu begleiten
· erledigt alles dienstbereit
· treu, mutig, gerade, ehrlich in Götzes Diensten
· übernimmt stolz Götzens Auftrag - nach Bamberg - Weislingen in Verlegenheit bringen
· immer gute Laune - auch zur Zeit der Belagerung
· wird von Götz geliebt als „goldener Junge“ wie ein Sohn
· stirbt ehrenhaften Reitertod nach heldenhaftem Kampf
Lerse:
· Reiterknecht
· Verbindungen zu Goethe - Goethes Freund in Straßburg
· ehrlich, tapfer wie Götz
· ist Götz in Zeit der Not von unschätzbarem Wert
· Freundschaftsverhältnis zu Götz
· sorgt für Elisabeths Sicherheit, als Götz Anführer der Bauern ist
· Götz vertraut ihm, dass er nach seinem Tod Elisabeth nicht verlassen wird
· rechtfertig Vertrauen seines Herrn Götz
Franz:
· Knecht von Weislingen
· ähnelt Weislingen
· gutmütig, aber grenzenlos schwach
· aufrichtig dem Herrn Weislingen ergeben
· beging schwerste Verbrechen wegen schöner Verführung der Adelheid - vergiftet Weislingen - von Qualen erfasst - gesteht und begeht Selbstmord
Geistlichkeit:
Bischof von Bamberg:
· an Hof herrscht üppiges Luxusleben
· Götz = Feind nicht spürbar
· Weislingen = rechte Hand
Martin:
· Vertreter der niederen Geistlichkeit
· leidet unter Zwang der Mönchsgelübde
· mit sich selbst uneins
· erfüllt Pflichten gewissenhaft
Liebetraut:
· bischöflicher Personen an Klugheit übertroffen
· Rolle, die stark an Hofnarren erinnert - will Menschen dreister und offener die Wahrheit sagen
· lässt Spott freien Lauf
· Olearius ist Zielscheibe seines Spottes => eingebildeter, einseitiger Gelehrter
· auch Adelheid und Abt von Fulda sind dran
· befreit sich von Auftrag Weislingen zurückzuholen - zu wichtigen Angelegenheiten zu gebrauchen


Götz und Weislingen – Vergleich

· Götz und Weislingen waren Jugendfreunde
· verloren gegangene Freundschaft lebt noch mal kurz auf
- ewige Feindschaft
· beide gehen an ihrem großen Vertrauen zu Grunde
- Weislingen: an der blinden Liebe zu Adelheid
- Götz: Bauern machen ihn dann fertig

Götz Weislingen(Charakterisierung)
· bleibt Überzeugung treu und kämpft für sie
· geht keiner Auseinandersetzung aus dem Weg; sehr hartnäckig; gibt nicht nach
· Freiheit und Freundschaft sind sehr wichtig für ihn
· keine eigene Meinung
- ändert sie immer je nach dem unter welchem Einfluss er steht
· braucht immer einen, der ihn sagt, was er machen soll; schwacher Charakter
· ist nicht aufrichtig; Freundschaft bedeutet ihn nicht viel


→ EPOCHENMERKMALE

Inhalte:
· Gepriesen wird das „Genie“, das Regeln und Gesetzte selbst schafft
· Natur wurde zum Inbegriff des Ursprünglichen, Elementaren, Göttlichen und nicht mehr vernünftigen geordneten - Aufklärung

· Wahrer Mensch = Kraftkerl - bei Denken und Handeln eine Einheit; Herr über geistigen und seelischen und körperlichen Kräften ist; selbst neu - keine Hemmung gegen ganze Welt anzubeten - selbst wenn eventuell Untergang
· Ausleben der Subjektivität der Menschen und in der Kunst ausdrücken

Formen:
· Drama - Ideen des Sturm und Drangs am besten Gestalt werden
· Hauptpersonen: Genies, Liebende, „Kraftkerle“ - kompromisslos gegen Wirklichkeit rennend
· Vorschriften über Einheit von Zeit, Ort, Handlung, klare Trennung von Tragödie und Komödie, Aufbau eines Dramas über Haufen geworfen

Brusig - Am küzeren Ende der Sonnenalle

Thomas Brusig – Am kürzeren Ende der Sonnenalle (1999)

→ INHALT

Der Protagonist des Romans ist der Jugendliche Michael Kuppisch. Er wohnt mit seiner Familie, bestehend aus seinen Eltern und seinen Geschwistern (Sabine und Bernd), wie die meisten DDR-Bürger in einer zu kleinen Wohnung. Deshalb trifft er sich mit seiner Clique, dem Potenzial, auf der Straße. Der ABV (Abschnittsbevollmächtigter) erwischt sie beim Hören illegaler Musik. Zwar können sie den ABV überzeugen, keinesfalls verbotene Musik gehört zu haben, Michas Tonband konfisziert er dennoch. Der ABV wird bald darauf zum Wachtmeister degradiert, obwohl er nach eigener Aussage zum Unterleutnant werden sollte. Da Micha ab diesem Zeitpunkt vom ABV schikaniert wird, malt er sich die Geschichte aus, wie der ABV öffentlich degradiert wird, weil er seinen Vorgesetzten voller Begeisterung Michas Tonband vorgespielt hat.
Auch im weiteren Handlungsverlauf beweist die Clique, allen voran Micha und Mario, Humor, wenn es darum geht, den Vertretern des Systems und dessen Absurditäten zu begegnen. Der Roman besteht aus mehreren Episoden, wobei der Liebesgeschichte mit Happy End zwischen Micha und Miriam, dem umschwärmtesten Mädchen weit und breit, am ehesten der Charakter einer Haupthandlung zukommt. Michas schüchterne und unbeholfene Eroberungsversuche laufen wie ein roter Faden durch das Buch. Die verschiedenen Nebenhandlungen, die häufig um die Bewältigung grotesker Alltagssituationen kreisen, werden nicht nur durch den Schauplatz, sondern vor allem durch die Liebesgeschichte verknüpft.
Vom Potenzial gewinnen nur der musikbesessene Wuschel und Michas bester Freund Mario Kontur. Wuschels besessene Suche nach dem Rolling-Stones-Album Exile on Main Street nimmt groteske Züge an. Am Ende des Romans verdankt er der Platte während eines „Zwischenfalls“ an der Mauer sein Leben. Der rebellische Mario hingegen erweist sich im Romanverlauf als ein „Revolutionär“, wenn auch dies wieder satirisch gebrochen wird. So führen seine „systemgefährdenden“ Aktionen zu keiner Veränderung, verdeutlichen aber den Sinn des Begriffs Potenzial. Der Ost-Westkonflikt beherrscht die dargestellte Wirklichkeit nur am Rande, so etwa, wenn Micha und Mario vor einem mit Westtouristen besetzten Bus hungernde DDR-Bürger spielen. Sie zeigen damit, dass sie den spielerischen Umgang mit gängigen Ost-Stereotypen sicher beherrschen. Westdeutsche Ignoranz verkörpert Onkel Heinz, die Westverwandtschaft der Familie Kuppisch. Onkel Heinz kritisiert den Osten, versucht aber durch vermeintliche Schmuggelaktionen die Situation der Familie zu verbessern. Am Ende stirbt er an Lungenkrebs.





→ PERSONEN

Michael Kuppisch
Micha ist die Hauptfigur des Buches, deren Ziel es ist, Miriams Herz zu gewinnen. Dabei hat er sich gegen viele Konkurrenten, wie zum Beispiel Westberliner oder den ABV, durchzusetzen, gegen die er jedoch kaum Chancen zu haben scheint. Er ist klug und einfallsreich, denn er hat gut durchdachte Pläne, wie er Miriam erobern kann. Seine Mutter versucht Micha regimetreu zu erziehen, um ihn ins „rote Kloster“ schicken zu können und ihm so eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Obwohl Micha keineswegs mutig ist, tut er alles um Miriam für sich zu gewinnen.

Frau Kuppisch
Michas Mutter ist eine eingeschüchterte Frau. Sie möchte jedoch ihrem Sohn ein gutes Leben ermöglichen. Ihre Angst gegenüber dem Staat drückt sich dadurch aus, dass sie ihren Mann regelmäßig zurechtweist, wenn dieser etwas gegen die Sowjetunion sagt, beziehungsweise ihn zu überreden versucht, sich wie ein Russe zu verhalten. Sie will ihn dazu bewegen, das ND anstatt der Berliner Zeitung zu lesen, da dies ein besseres Bild der Familie in der Öffentlichkeit vermittelt.

Herr Kuppisch
Herr Kuppisch ist Michas Vater. Sein Beruf ist Straßenbahnfahrer, weshalb Michael nicht weiß, wann sein Vater Feierabend hat. Er vermutet, dass seine Nachbarn bei der Staatssicherheit sind, da sie ein Telefon besitzen. Herr Kuppisch will immer eine Eingabe schreiben, macht es aber nie. Erst im Kapitel "Wie Deutschland nicht gevierteilt wurde" schreibt er eine Eingabe, weil Micha am ersten Tag im Roten Kloster von der Direktoren rausgeschmissen wird. Herr Kuppischs Eingabe zeigt Wirkung, sodass Micha wieder auf das Rote Kloster darf.

Miriam
Miriam wohnt mit ihrer Mutter und ihrem Bruder ebenfalls am kürzeren Ende der Sonnenallee. Ihre Mutter trennte sich von ihrem Vater und zog mit ihren Kindern in die Sonnenallee, um vor den Nachstellungen ihres psychopathischen Ex-Mannes sicher zu sein. Miriam ist das Mädchen, in das sich alle Jungen verliebt haben. Sie wird als eine „fremde, schöne und rätselhafte Frau“ bezeichnet. Aber Brille bezeichnet sie als ein „normal deformierte[s] Scheidungskind – diskret, ziellos und pessimistisch“ (S. 18). Ihre vielen Beziehungen mit Westlern sind ihre Art gegen die DDR zu rebellieren und der allgegenwärtigen Unterdrückung der Individualität durch den Staat zu entkommen. Nach einem Kinobesuch mit Micha sieht sie eine martialische Militärparade, daraufhin bricht sie zusammen und fällt für viele Tage in Apathie. Erst als Micha ihr aus seinen gefälschten Tagebüchern vorliest kommt sie zu sich und fasst Vertrauen.

Brille
Brille liest viel, weshalb er sehr lange Sätze bilden kann. Seinen Spitznamen erhält er wohl, weil er erstens eine Brille trägt und zweitens sehr intelligent ist. Im Kapitel "Je t'aime" küsst er das "Schrapnell". Er und Mario suchen eine unpolitische Studienrichtung.

Mario
Mario macht viel Unsinn in der Schule, weshalb er später von der Schule fliegt. Einmal ändert er eine Parole von Lenin DIE PARTEI IST DIE VORH(A)UT DER ARBEITERKLASSE! Mario will das Abitur machen oder mindestens ein Lehrstelle als Kfz-Mechaniker. Er geht mit einer Existentialisten namens Elisabeth. Mario wird später verhaftet, weil er als Flüchtling angesehen wird, dann aber wieder freigelassen. Im letzten Kapitel wird er Vater.

"Der Dicke"
Über "Den Dicken" erfährt man nicht viel, außer dass seine begehrtesten Fernschachpartner Brasilianer und Kanadier sind.

Wuschel
Wuschel ist ein Freund von Micha der nur ein Ziel anstrebt: endlich die ,,Exile on main street`` zu bekommen. Als er sie dann endlich hat passiert jedoch ein Unglück, das Wuschel das Leben rettet. Es gibt Stromausfall im Grenzgebiet und die Grenzwärter schiessen wild durch die Gegend, wobei Wuschel getroffen wird und sofort zu Boden fällt. Als er wieder zu sich kommt holt er die zerfetzte ,,Exile on main street`` aus seiner Jacke und bricht in Tränen aus





Stil und Sprache
Die Sprache des Romans ist parataktisch und der Autor verzichtet bewusst auf komplizierte Schachtelsätze. Dabei verwendet er geschickt verschiedene Sprach- und Stilmerkmale wie z. B. den DDR-Wortschatz, der Lokalkolorit schafft und die DDR sprachlich wieder aufleben lässt. Durch Jugend- und Umgangssprache wirkt der Roman authentisch, wohingegen der Berliner Dialekt den humoristischen Aspekt verstärkt. Durch die verstümmelte Sprache Bernds nach seinem Eintritt beim Militär wird die Beeinflussung durch das System bis ins Private dargestellt.
Besonderheiten
Brussigs Roman ist auf den ersten Blick ein Adoleszenzroman, da er die Lebenswelt und Erfahrungen einer Clique von Jugendlichen im Alter von circa fünfzehn Jahren darstellt. Er ist aber ebenfalls ein Stück Mentalitätsgeschichte, denn der Autor rekonstruiert die Vergangenheit anhand subjektiver Erinnerungen, indem er den Mikrokosmos Sonnenallee nach seinem Verständnis von biografischer Kontinuität erschafft. Im Mikrokosmos Sonnenallee gibt es ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl. Vor diesem Hintergrund gehört der Roman in die Diskussion um die DDR-Nostalgie. Ihm wurde vorgeworfen, die DDR als harmloses Märchenland dargestellt und auf albern-versöhnliche Weise einen inakzeptablen Frieden mit der Vergangenheit geschlossen zu haben.



Erzählperspektive
Das Erzählverfahren ist auktorial, der Erzähler kennt die Gedanken und Gefühle seiner Figuren und überblickt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Teilweise wertet er das absurde Verhalten der Figuren. Dennoch handelt es sich nicht um einen distanzierten Erzähler. Vielmehr meldet er sich häufig in der ersten Person Plural mit „wir“ zu Wort, was ihn als einen Insider ausweist. Der Leser erhält den Eindruck, der Erzähler sei dabei gewesen. Am Ende des Romans thematisiert der Erzähler jedoch seine Unzuverlässigkeit, die aus seiner Nostalgie resultiert. Die episodische Struktur des Romans ähnelt dem Vorgang des Erinnerns: assoziativ werden „Schnurren“ aneinandergereiht.

Samstag, 5. Mai 2012

Epochenüberblick Fortsetzung ab 1933


5. Literatur des 2. Weltkriegs

5.1. Geschichtlicher Hintergrund
→ Machtübernahme Hitlers
→ Gleichschaltung der Medien in Deutschland
→ Verhaftung regimekritischer Menschen
→ 2 Möglichkeiten: Exil oder innere Emigration

5.2. Exilliteratur
Epoche
Exilliteratur
Zeitraum
1933-1945
Epochenmerkmale
Ausweisung regimekritischer Schriftsteller aus Deutschland
Ausweisung aus religiösen und politischen Gründen
Bedeutende Vertreter
Berthold Brecht
Carl Zuckmayer
Alfred Döblin
Heinrich/Klaus/Thomas Mann
Anna Seghers, Else Lasker-Schüler
Bedeutende Themen
Kritik an Verhältnissen in der Heimat
Beschäftigung mit dem Naziregime
Beschäftigung mit Situation im Heimatland im übertragenen Sinne
Exilerfahrungen (fremde Sprache, Gesellschaft, Kultur
Heimatlosigkeit
Sprachlosigkeit (was kann Sprache ausdrücken?)
Konflikte
Heimatland – Exil
schlechtes Gewissen aufgrund der Ausreise
Hauptfiguren


Bedeutende Werke
Furcht und Elend des Dritten Reiches (Brecht)
Des Teufels General (Zuckmayr)
sonstiges
Im Ausland weder wirtschaftlich, noch gesellschaftlich akzeptiert


5.3. Innere Emigration
Epoche
Innere Emigration
Zeitraum
1933 – 1945
Epochenmerkmale
zurückgezogenes Schreiben
meist konservative, traditionell orientierte, konfessionell gebundene Autoren bürgerlicher Herkunft
Distanz zum NS – Regime
kein Leisten von öffentlichem Widerstand
verdeckte Schreibweise
Rückbezug auf humanistische und christliche Grundwerte
Verhüllung von Kritik in antike und historische Themen
keine Flucht, da Verantwortungsgefühl gegenüber Bevölkerung
Bedeutende Vertreter
Ricarda Huch
Ernst Wiechert
Erich Kästner (Schreibverbot)
Hans Fallada
Bedeutende Themen
verdeckte Kritik am NS – Regime


Konflikte
eigenes Ich – Nazi – Regime
Hauptfiguren


Bedeutende Werke
Die Mauer schwankt (Wolfgang Koepen)
sonstiges
Ausweg aus der Situation
Pseudonyme
Rückzug ins Innere
Verschlüsselung
Anpassung → Blut und Boden Literatur


5.4. Blut und Boden Literatur
→ Akzeptanz des Nazi – Regimes
→ Blut: deutsche Familienabstammung
→ Boden: deutsche Herkunft
→ Themen: Heimat, Bauerntum, Rasse und Volk



6. Literatur nach 1945

6.1. Geschichtlicher Hintergrund
→ Ende des 2. Weltkriegs
→ Teilung Deutschlands in 4 Besatzungszonen
→ Rückkehr der deutschen Sodaten „nach Hause“
→ Entstehen des Kalten Krieges
→ Aufgebehren der Jugend (68er Bewegung)
→ Montagsdemonstrationen in der DDR



6.2. Nachkriegsliteratur in Deutschland (1945 – 1968)
Epoche
Nachkriegsliteratur
Zeitraum
1945 - 1968
Epochenmerkmale
Sprachskepsis (wie verarbeitet man den Holocaust?)
Verzweiflung
Sinnsuche
Verarbeitung des 2. Weltkrieges
Bedeutende Vertreter
Thomas Mann
Berthold Brecht
Paul Celan
Wolfgang Borchert
Heinrich Böll, Friedrich Dürrenmatt
Günther Grass, Peter Weiss
Günther Eich, Max Frisch
Ingeborg Bachmann
Bedeutende Themen
Rückkehr aus dem Krieg
Verarbeitung des 2. WK
→ Situation in Deutschland

Kriegsschuld
Identitätssuche
Technikkritik (nach Atombombe in Japan)
Konflikte
Schuldfrage
→ „wie verarbeitet man den Holocaust?“
→ „was kann Sprache ausdrücken?“
Hauptfiguren
Kriegsheimkehrer
Hinterbliebene des 2. WKs
Bedeutende Werke
Draußen vor der Tür (Borchert)
Inventur (Eich)
sonstiges
Kahlschlagliteratur
Situation in Deutschland
→ „Stunde Null“
→ „wie geht es weiter?“
→ „was darf Literatur?“
→ „kann man mit Sprache den Holocaust verarbeiten?“


Gruppe 47
rückhaltlose Auseinandersetzung mit der Vergangenheit
Literatenkreis
keine Verschönigung der Situation
Gegner des Nationalsozialismus
Wiederaufbau der Literatur


Kurzgeschichte
Darstellung einer Alltagssitution
nach dem WK: keine Zeit, Romane zu lesen (Wiederaufbau)
nach dem WK: unpassend, lange Geschichten zu schreiben
Ausdruck der Sprachlosigkeit
Aufnahme durch amerikanische Allierte


Konkrete Poesie (Ursprung Österreich)
Darstellung von Inhalten durch Silben – und Wortmodifikationen
visuelle und akustische Dichtung

Themen der Literatur
Themen der Literatur
Autoren und Werke
Nationalsozialismus, WK II
Grass: Blechtrommel
Holocaust, Antisemitismus
Frisch: Andorra,
Persönliche Schuld des einzelnen
Grass: Hundejahre
Lenz: Deutschstunde
Menschen in Isolation, Krisensituation, Vereinsamung, Identitätssuche
Frisch: Mein Name sei Gantenbein, Stiller, Homo faber
Gesellschaftskritik
Böll: Billard um halb 10


6.3. Literatur in der DDR

Epoche
DDR
Zeitraum
1945 - 1989
Epochenmerkmale
Beeinflussung der Literatur durch die Regierung (sozialistischer Realismus)
Literatur mit politischer Aufgabe
Bedeutende Vertreter
Wolf Biermann
Thomas Brasch
Volker Braun
Christa Wolf
Rolf Schneider
Jurek Becker
Bedeutende Themen
nachahmenswerter positiver Held
Wirklichkeit wird naturgetreu, unmittelbar realistisch dargestellt
einfache Schreibweise (damit jeder Lesen kann, auch Proletariat)
Konflikte
SED – Autoren
Arbeiterthemen
Hauptfiguren
einfache Arbeiter
Vorbilder für die Gesellschaft
Bedeutende Werke
Siehe unten
sonstiges
Widerstand gegen das sozialistische Regime
Ausschluss aus der SED
Ausschluss aus Schriftstellerverbänden
Druck – und Aufführungsverbote


sozialistischer Realismus (ab 1950)
Pflicht für Autoren, Aufbau und Errungenschaften des Sozialismus zu loben
Übereinstimmung mit politischen und ideologischen Prinzipien
Realismus als künstlerisches Prinzip
Ziel: ideologische Erbauung


Bitterfelder Weg (1959 - 1964)
Aufhebung Unterschied von Hand - und Kopfarbeit (Verzahnung Kunst und Arbeitswelt)
Arbeiter sollen schreiben, Autoren sollen arbeiten (Arbeiterliteratur)
Ankunftsliteratur (Romanfigur/Held findet seinen Weg in die Gesellschaft)

Zusammenfassung DDR
Zeitliche Einordnung
Leitende Ideen
Autoren und Werke
Antifaschistische Sammlung (ab 1945)
Rückholung der Exilautoren
Umerziehung Richtung Kommunismus
Aneignung des lit. Erbes
Plevier: Stalingrad
Brecht: Kalendergeschichten
Sozialistischer Realismus (ab 1950)
Aufbauliteratur
positiver Held
Produktionsliteratur
Becher: deutsche Sonnette
Johnson: ingrif Babendererde
Bitterfelder Weg (1959-1964)
Arbeiter schreiben, Autoren arbeiten
Ankunftsliteratur
Wolf: Der geteilte Himmel


Kulturpol. Liberalisierung und der Fall Biermann (1971)
zunehmende Subjektivität
Frauen - Emanzipation
Wolf: Nachdenken über Christa T.
Plenzdorf: Die neuen leiden des jungen W.
Zwischen Repression und Anpassung (80er)
Zivilisationskritik
Kulturkritik
postmoderne Schreibweise
Wolf: Kassandra
Maron: Stille Zeile Sechs

Postmoderne
→ Bestrebungen, sich von avantgardistischen Zielen der Moderne abzuwenden und Formen anzunehmen, die die Moderne als veraltet bezeichnet

7. Literatur nach 1990

7.1. Geschichtlicher Hintergrund
→ Wiedervereinigung Deutschlands
→ Ende des Kalten Krieges
→ USA als einzige Weltmacht
→ Globalisierung

7.2. Literatur nach 1990
Epoche
Literatur nach 1990
Zeitraum
1990 - heute
Epochenmerkmale
große Fächerung von Themen:
geschichtlich-mystische Inhalte
zeitgeschichtliche Themen
Leben im vereinten Deutschland als Aspekt
Trivialliteratur
literarische Auseinandersetzung mit der DDR
Bedeutende Vertreter
Herta Müller
Benjamin von Stuckrad – Barre
Christian Kracht
Bernhard Schling
Bedeutende Themen
Arbeitslosigkeit
Fremdenfeindlichkeit und Rassismus
rascher gesellschaftlicher Wandel
Naturzerstörung
moderne Medien


für ehemalige DDR Autoren vor allem:
gesellschaftliche Umwälzungen
radikale Veränderung des Alltags
Verlust der sozialistischen Utopien
psychische Verletzungen aus DDR Zeiten
neu gewonne Freiheiten
Verhältnis zur Stasi
Konflikte


Hauptfiguren


Bedeutende Werke
Brussig: Am kürzeren Ende der Sonnenalle
Schling: Der Vorleser

sonstiges
Wendeliteratur
Popliteratur (Poetry Slams)


Dramentheorien

  • Aristotelisches Theather (Klassik)
    → klassischer 5-Akt-Aufbau (Exposition, Spannungssteigerung, Höhepunkt, fallende Handlung mit retardierendem Moment, Katastrophe)
  • Episches Theater (Brecht)
    → siehe oben
  • Absurdes Theater (Beckett)
    → Handlung egal, das Ende wichtig
    → Zeit – und Gesellschaftskritik: alles ist albern, alles ist absurd
    → auch das Theater ist absurd → absurdes Theater als beste Darstellungsebene
    → keine Logik, keine Regeln
  • Tragikkomisches Theater (Dürrenmatt)
    → Handlung erst dann zu Ende, wenn das schlimmstmögliche eintritt
    → Akteure erreichen ihr eigentliches Ziel, scheitern aber dadurch und es entstehen schlimmere Folgen
    → Gutes wird durch Helden erreicht und dadurch entsteht Katastrophe
    → „Uns kommt nur die Komödie bei“
    Mensch nicht belehrbar
    Mensch muss selber auf Lösung kommen
    zuerst Komödie, dann Tragödie → Fallhöhe
    Lehre daraus ziehen
    → Menschenbild: negativ (nach Atombombe → jeder Tag kann letzter sein)
    → Groteske lehrt
  • Dokumentarisches Theater (Weiss, Kiphardt)
    → ohne Belehrung
    → ohne Schicksalswendungen
    → Fakten werden dargestellt und Mensch soll selber drauf kommen, was falsch ist
    → Realität entscheiden!

→ Alle Möglichkeiten versuchen mit der Situation der Zeit klar zu kommen!

Epochenüberblick

1. Aufklärung und Sturm und Drang

1.1.Geschichtlicher Hintergrund

1648: Ende des Dreißigjährigen Krieges
Absolutismus nach franz. Vorbild
3 Stände-Gesellschaft: Adel, Klerus, Bürgertum


1.2. Weltbild und Lebensauffassung
Einfluss von Frankreich: Philosophen, die Recht auf Freiheit im Denken und wirtsch. Handeln fordern
Rationalismus und Empirismus statt Tradition und Autoritäten
Bedrohung der Macht der Autoritäten Zensur
Aufstreben des Bürgertums
Abkehr vom Ständewesen hin zu persönliche Freiheit (Grundrechte)
bürgerliche Werthaltung Werteentwicklung: Gewissen, Freiheit, Gerechtigkeit (siehe franz. Rev.)
Empfindungsfähigkeit des Menschen Liebe zu Freund und Heimat (Patriotismus
Bedrohung der Kirche und Obrigkeiten durch Anzweifeln ihrer Machtpositionen

1.3. Aufklärung
Epoche
Aufklärung
Zeitraum
1720 - 1800
Epochenmerkmale
Entwicklung einer bürgerlichen Verstandes- und Gefühlskultur
Toleranz und Emanzipation
rationales Denken
Intellektionalismus
vernunftgeprägte Weltanschauung
Kritkfähigkeit und Fortschrittsglaube
Eigenständigkeit (Stärkung Individuum)
politische, kulturelle und persönliche Weiterentwicklung
→ „Lernen durch Erfahrungen machen“
Widerstand gegen Obrigkeiten
Machtverlust der Kirche
Bedeutende Vertreter
Voltaire
Jean-Jacques Rousseau
Immanuel Kant
Gotthold Ephraim Lessing
Matthias Claudius
Georg Christoph Lichtenberg
Bedeutende Themen
Toleranz und Mitempfinden – Frieden statt Krieg
(moralische) Erziehung des Menschen
Gleichheit der Menschen
Fordern von Freiheit
Religionskonflikte (Nathan)
Konflikte
adelige Willkür ↔ bürgerliche Tugend
kirchliche Dogmen ↔ subjektive religiöse Empfindung
soziale/religiöse Differenzen ↔ Gleichheit, Toleranz
Hauptfiguren
der aufgeklärte, mündige Mensch
Verantwortung für das eigene Handeln
Entwicklung zur Tugend
Bedeutende Werke
Emilia Galotti, Nathan der Weise (Lessing)
sonstiges
Wichtige Textgattungen:
Fabel, Parabel (Übertrag einer Lehre anhand einer Geschichte)
bürgerliches Trauerspiel (Drama mit „normalen“ Akteuren)
Briefromane
Verzicht auf Pathos, einfache und klare Sprache



1.4. Sturm und Drang
Epoche
Sturm und Drang
Zeitraum
1765 – 1780 (Begegnung Herder Goethe -
Epochenmerkmale
→ „Jugendbewegung“: Autoren vor allem zwischen 20 und 30 Jahren
Verbindung zwischen Ratio (Ideale der Aufklärung) und Emotio
→ „Aufklärung mit Herz“
Verbindung zwischen Vernunft und Natur
Sozialkritik und Kritik an feudal – absolutistischen Missstände
Streben nach Freiheit des Einzelnen
Selbstentfaltung (bürgerliche Emanzipation)
Infragestellen von Autoritäten
Rebellion gegen familiäre und gesellschaftliche Abhängigkeit und Unfreiheit
Pantheismus (Gott in Natur)
Liebes - und Freundschaftskult
gefühlsbetonter Patriotismus
Bedeutende Vertreter
Johann Wolfgang von Goethe
Friedrich von Schiller
Jakob Michael Reinhold Lenz
Johann Georg Hamann
Johann Gottfried Herder
Bedeutende Themen
Phantasie, Gefühl, Leidenschaft und Spontaneität, Freundschaft
Suche nach Genie (Geniekult), Rebell
Naturbegriff ( Pantheismus)
Familie (Vater/Sohn Konflikte, Rivalitätsprobleme)
Zerrissenheit des Menschen zwischen Geist und Trieb, Vernunft und Verstand
Ständekonflikte
Konflikt des Einzelnen mit der Gesellschaft (Bildung einer eigenen öffentlichen Meinung)
Kampf um Freiheit
Fremdbestimmung/Selbstbestimmung
Konflikte
fühlender Mensch ↔ kalte, abweisende Welt
der individuell Einzelne ↔ die Willkür der gesellschaftlichen Verhältnisse
Leidenschaft ↔ herrschende Sitte und Moral
Hauptfiguren
empfindsamer, naturverbundener, liebender Mensch
Genie, Rebell, Einzelkämpfer für Recht und Gerechtigkeit
Bedeutende Werke
Götz von Berlichingen, Leiden des jungen Werthers, Prometheus (Goethe)
Die Räuber, Kabale und Liebe (Schiller)
sonstiges
bevorzugte Textgattung
Drama
Briefromane (Werther): Aussprache von Gefühlen durch Erlebnisschilderung mit autobiographischen Elementen
Sprache:
metaphorische Gefühlsausdrücke, ausdrucksstarke Gefühlssprache (Ausrufe, Ellipsen, …)
einfache Liedform, Knittelverse, freie Rhythmen
Prosa, natürliche bis derbe Ausdrucksweisen

2. Klassik und Romantik

2.1. Geschichtlicher Hintergrund
franz. Revolution
Kaiser Napoleon (1804 Selbstkrönung zum Kaiser, 1815 Machtende: Niederlage bei Waterloo)
Wiener Kongress: Neuordnung Europas
Restauration: Wiederherstellung der Situation vor Napoleon
D: Mobilisierung von Truppen gegen Napoleon (Versprechen an Bevölkerung: Verfassung, nationale Einheit)


2.2. Weltbild und Lebensauffassung
Literatur unabhängig von der Weltpolitik
Ziel: Humanität (Selbstbestimmung des Menschen durch Verstand)
Erziehbarkeit des Menschen



2.3. Weimarer Klassik
Epoche
Weimarer Klassik
Zeitraum
1794 – 1805
Goethes Italienreise: Entdeckung der antiken Kultur
Epochenmerkmale
Humanität, Ideal, Vervollkommnung, Mündigkeit
freie und selbstbestimmte Persönlichkeit (Selbstentfaltung des Menschen)
Erziehbarkeit des Menschen
schöne Seele (Versöhnung von Vernunft und Sinnlichkeit)
Konzentration auf das Wahre und Schöne
Einflüsse griechischer Mythologie (Prometheus)
Verbindung des Schönen mit dem Menschen
Harmonie Mensch Natur
Autonomie und Ganzheit des Kunstwerkes
Wahre, Gute, Schöne
Bedeutende Vertreter
Johann Wolfgang von Goethe
Friedrich von Schiller
Johann Gottfried Herder
Friedrich Hölderlein
Heinrich von Kleist
Bedeutende Themen
Freundschaft, Treue, Gehorsam
Neid, Stolz, respektlose Wissbegierde
Streben nach Ruhm
wissenschaftliche Haltung gegenüber Natur
Natur als Spiegel der Seele
Reisen/Wandern
Konflikte
Wahrheit,Autonomie,Humanität ↔ Intrige, Macht, Fremdbestimmung
durch Selbstüberwindung, Läuterung,Liebe, … im Weltganzen aufgehen (Goethe)
irdisches Scheitern als Erfüllung schicksalhafter Fügung und Gewinn innerer Freiheit (Schiller)
Hauptfiguren
Mann als Kämpfer
Frau als Bewahrende
Figuren als Ideenträger, Verkörperung von Wertvorstellungen
Bedeutende Werke
Wallenstein, Wilhelm Tell, Maria Stuart (Schiller)
Zauberlehrling, Wilhelm Meisters Lehrjahre (Goethe)
sonstiges
Bedeutende Zentren in Deutschland: Weimar
Vorbild: Antike
Sprache: komplexe Syntax (Hypotaxe), betont kunstvolle Anordnung thematische Verzahnung durch Leitbegriffe (Stichomythie), reich an rhetorischen Figuren, metrisch gebunden, strenge Form


2.4. Romantik
Epoche
Romantik
Zeitraum
1794-1840 (Frühromantik: 1795-1804, Hochromantik: 1805-1814, Spätromantik: 1815-1835)
Epochenmerkmale
gefühlsbetonte, das Gemüt ansprechene Haltung (Träumer in „Phanatsiewelt“)
Orientierung an Stilformen des Mittelaltres (Volkslieder, Märchen)
Dem Normalen einen höheren Sinn geben
Anstreben einer „Universalpoesie“
von sehr positiven Werken, bis hin zu „schwarzer Romantik“
Zusammenarbeit der Autoren, erstmals auch Frauen
Beschäftigung mit Philosphie, die mit Phantasie die Welt verändert (Früh)
Allmachtstraum der Phantasie (Vereinigung Musik, Kunst, Literatur)
Wiederentdeckung des Gefühls (Liebe, Freundschaft, Geselligkeit)
Abgrenzung vom Spießbürgertum
Sehnsucht nach dem Unbekannten, dem Unendlichem
Weg nach innen persönliche Abgründe und Grenzerfahrungen
Mentalität der Aussteiger aus bürgerlichem Leben in die Kunst
alles umfassende christliche Religion
Abgrenzung von Aufklärung und Klassik
Bedeutende Vertreter
Frühromantik: Novalis (Friedrich von Hardenberg), Friedrich Schlegel, Ludwig Tieck
Hochromantik: Clemens Brentano, Joseph von Eichendorff, Achim von Arnim, Gebrüder Grimm
Heinrich Heine, Hölderlein
E. T. A. Hoffmann, Adalbert von Chamisso, Heinrich von Kleist
Frauen: Caroline Schlegel, Dorothea Veit, Sophie Mereau,...
Caspar David Friedrich (Maler)
Bedeutende Themen
blaue Blume (Streben nach Unendlichkeit, Erkenntnis, Wunsch nach Liebe, Poesie, Religion)
Sehnsucht, Reisen, Wandern
Entfremdung
Nacht, Traum, Dämmerungen (Übergang Tag/Nacht, Nacht/Tag), Tageszeiten
Rückblick in die Vergangenheit
Übergänge (Tod/Leben, Tag/Nacht)
Lieder, Romanzen, Märchen, Volkslieder
moralische Inhalte
Spuk, Fabelwesen, Phantaise
Konflikte
Fantasie, Nacht,Traum ↔ Tag, Wirklichkeit
Geschichte, Mittelalter, Vergangenheit ↔ Gegenwart, neue Zeit
Künstler ↔ (Spieß-)Bürger
Hauptfiguren
der Wanderer / Reisende, der Heimatlose, der Suchende, …
der unabhängige Künstler, der Träumer, der Außenseiter, der Taugenichts
der Liebende, der Doppelgänger
Bedeutende Werke
Aus dem Leben eines Taugenichts (Eichendorff)
Märchensammlungen (Grimm)
sonstiges
Romantische Zentren in Deutschland: Jena, Heidelberg, Berlin
bevorzugte Gattungen: Märchen, Gedicht, Volks/Kunstlied, Tragödie, Komödie, Novelle
2.5. Vergleich
Stichwort
Klassik
Romantik
Natur
Erleben der Natur (Wandern), Idee der Naturentwicklung
Zauber der unendlich belebten Natur (verkörpert in Elfen, Nixen, Zwergen, Feen)
Kunst
Kunst mit sozialer Aufgabe:
durch das Schöne zum Guten und Wahren
Antike als Vorbild
Kunst mit spiritueller Aufgabe:
Unbewusstes und nicht zu fassendes erschließen
Kunst zielt auf Verwandlung der Welt (Poetisierung)
Mittelalter als Vorbild
Menschenbild
Humanismus, Individuum als Maß aller Dinge
Mensch auf Suche nach sich selbst und nach seiner Position im Ganzen
Bild von Staat
Weltbürger in einem Kleinstaat
Nation als Staats- und Gesellschaftverband
Religion
Gott als Schöpfer der Natur
Wiederentdeckung des Katholizismus





3. Vormärz, Biedermeier, poetischer Realismus

3.1. Geschichtlicher Hintergrund + Weltanschauung
Napoleon geschlagen und auf Elba im Exil
1814/1815 Wiener Kongress: Neuordnung der pol. Verhältnisse in Europa
Versprechen (Verfassung, Grundrechte, usw.) gebrochen, stattdessen: Zensur der Bücher und Zeitungen
Enttäuschung in Bevölkerung
nach Julirevolution 1930 in F: Forderungen nach Freiheit
Zusammenkünfte der Liberalen (Hambacher Fest 1832)
Zensur in Folge dessen verstärkt, aber Widerstand bleibt beständig
Verfolgung der Liberalen und Anhänger des „Jungen Deutschland“
1848: Revolution in D nachdem F Republik
Scheitern der Revolution von 1848
Otto von Bismarck (Gegner der Revolution und Sozialdemokratie) Sozialversicherungssystem, Dreiklassengesellschaft (Ziel: sozialer Frieden)
1870/71: Deutsch-Französischer Krieg ( wirtsch. Aufschwung auf Grund der franz. Reparationszahl.)
Wilhelm I entlässt Bismarck und strebt „Platz an der Sonne“ an ( Aufrüstung, Expansion)
Erster Weltkrieg


3.2. Entwicklung der Literatur
Hinwendung zur Wirklichkeit (allgemeines Merkmal nach Goethes Tod)
Realismus Gruppe 1 aktiv etwas verändern
Realismus Gruppe 2 Wirklichkeit poetisch darstellen
kritische Auseinandersetzung mit der Politik
Abkehr von den Idealen der Klassik hin zu einer realistischen Perspektive



3.3. Vormärz/Junges Deutschland

Epoche
Vormärz
Zeitraum
1830-1850
Epochenmerkmale
Verarbeitung historischer Quellen und Dokumente
partiotische und demokratische Bestrebungen
Forderungen nach mehr Demokratie und Freiheit
Werke als Waffen gegen Restauration und Rückschrittlichkeit
Ablehnung des Absolutismus und der orthodoxen Kirche
Bedeutende Vertreter
Heinrich Heine
Ferdinand Freiligrath
Georg Büchner
Georg Herwegh, Georg Weerth
Bedeutende Themen
Aufrufe zum Widerstand
Aufzeigen politischer/sozialer Ungerechtigkeit
Beschreibung Elend, Ausbeutung
Stärkung der Arbeiterbewegung
Kritk an Zensurpolitik
Einsetzen für Recht, Gerechtigkeit, Emanzipation der Frau
Konflikte
Leiden an gesellschaftlichen Zuständen
Angst, Flucht, Verfolgung,
Künstler ↔ (Spieß-)Bürger
Hauptfiguren
der Engagierte, Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit
der Reisende, Heimatlose, Verfolgte, …
Arme, Entrechtete
Bedeutende Werke
Dantons Tod, Woyzeck, hessischer Landbote (Büchner)
sonstiges
Bezeichnung, da Zeitraum vor der Märzrevolution 1848





3.4. Biedermeier

Epoche
Biedermeier
Zeitraum
1815-1850
Epochenmerkmale
Rückzug ins Private
Werte: Häuslichkeit, Gemütlichkeit
Zurückhaltung bei öffentlichem Engagement
Aufmerksamkeit für die Details des wirklichen Lebens
Durchleuchtung der Natur und zwischenmenschlichen Beziehungen
Missbilligung von Emanzipationsbestrebungen
Tendenz zum Idyllischen, Natur
Heimat, Ehe, Familie, Liebe
Religiosität, Geschichte
Bedeutende Vertreter
Annete von Droste-Hülshoff
Adalbert Stifter
Eduard Mörike
Franz Grillparzer
Bedeutende Themen
Naturbetrachtungen
Geschlechterrollen Mann und Frau
Heimat, Gemütlichkeit, Bescheidenheit
Natur, Schönheit
Familie, häusliches Glück
Konflikte
ländliche Heimat ↔ gesellschaftliche Bedrohung
geheimnisvolle Natur und menschliche Schicksale
Hauptfiguren
der/die Genügsame, Gerechte, Ehrliche, Fleißige, Häusliche
der Verirrte, Zerrissene
Bedeutende Werke
Die Judenbuche (Hülshoff)
Der Kondor (Stifter)


3.5. poetischer Realismus

Epoche
Poetischer Realismus
Zeitraum
1850 – 1890
Epochenmerkmale
sowohl Weiterführung Vormärz, als auch Weiterführung Biedermeier
zentrales Thema: bürgerliche Welt der mittleren/oberen Schicht
humorvolle Distanzierung
Naturwissenschaften als Grundlage
Darstellung menschlicher Charaktere in Abhängigkeit von Herkunft, Tradition, Region
Darstellung der Situation des Besitz – und Bildungsbürgertums
wirklichkeitsnahe Lebenschilderungen
Bedeutende Vertreter
Friedrich Hebbel
Theodor Storm
Goffried Keller
Theodot Fontane
Wilhelm Busch
Conrad Ferdinand Meyer
Bedeutende Themen
Kritk an Wertvorstellungen (Ehe: Effie Briest)
Momentaufnahmen
Sinneswahrnehmungen
Beziehung Eltern-Kind
bürgerlicher Alltag und Gesellschaft
Wirklichkeit, Gegenwart, Vergangenheit
Leben, Liebe, Tod, Stadt, Land, Natur
Konflike
gesellschaftliche Konventionen ↔ persönliches Leben
tradierte Lebensform ↔ neue Zeit
Glück,Fühlen, Treue ↔ Ordnung, Notwendigkeit, Pflicht
Hauptfiguren
das private Individuum in der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Normen und Werten
Bürger, Kleinbürger in der alltäglichen Lebensbewältigung
liebenswerte Außenseiter, Sonderlinge in trügerischer Idylle
Bedeutende Werke
Maria Magdalena (Hebbel)
Schimmelreiter (Storm)
Irrungen und Wirrungen, Jenny Treibel, Effi Briest (Fontane)
sonstiges
Sprache
Wahrhaftigkeit in der Darstellung der Wirklichkeitsausschnitte
epische Breite, Detailreichtum
Entwicklung über längere Zeiträume
Alltagssprache
distanziert-humorvolle, hintergründige Schilderungen
Rahmenerzählung

3.6. Novelle
→ Thema: ungewöhnliche Begebenheit
→ Gruppen, Zyklen, Rahmenerzählungen
→ vergleichbar mit Aufbau eines Dramas

4. Literatur der Jahrhundertwende

4.1. Geschichtlicher Hintergrund
→ Kaiser Wilhelm I. Politik: Expansion, Kolonien und Aufrüstung
→ Instabilität des Staates durch Auseinandersetzungen zwischen Bürgertum und Sozialdemokratie
→ Erschütterung des Wilhelminismus durch Forderungen nach mehr Demokratie und sozialer Gerechtigkeit
→ Erster Weltkrieg: Ende der Monarchien in Deutschland und Russland (Revolutionen)
→ D: Weimarer Republik, aber Beschneidung der Freiheit durch Vertrag von Versailles
→ 1926: Aufnahme D´s in den Völkerbund
→ 1929: Geldentwertung und Weltwirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit
→ Zersplitterung in links und rechts
→ 1933: Machtübernahme Hitler
→ Verunsicherung in der Gesellschaft durch Jahrhundertwechsel und unsichere Zukunft

4.2. Naturalismus
Epoche
Naturalismus
Zeitraum
1890 – 1900
Epochenmerkmale
Fortschritt von Naturwissenschaft in Gesellschaft erkennbar
objektive Beschreibung des Lebens und der Welt durch Naturwissenschaften (Darwin)
Positivismus: Überzeugung von Wissenschaft
Darstellung der Wahrheit und des Lebens
Darstellung von Problemen der Gesellschaft
Aufzeigen von gesellschaftlichen Missständen (Unterschied Arm-Reich)
größtmögliche Nähe der Literatur zur Wirklichkeit
Milieutheorie: jeder Mensch in seine Situation hineingeboren und vorbestimmt (Alkoholismus vererbbar)
Orte: Großstädte, Industrie
Bedeutende Vertreter
Gerhart Hauptmann
Arno Holz
Alfred Döblin
Emile Zola (F)
Bedeutende Themen
soziale Verwahrlosung und das Elend
Unterschied arm – reich
Milieutheorie (Menschen in eine Schicht geboren, vgl. Darwin)
Entwurzelung der Landbevölkerung, Leben in der Großstadt
Verarmung und Entstehen sozialer Krisenherde, vor allem in Großstädten
Ausbeutung, Armut, Not
Determiniertheit menschlichen Denkens und Handelns
Verhältnis Mensch – Technik
Bedeutende Werke
Die Weber, Bahnwärter Thiel (Hauptmann)
Berlin, Alexanderplatz (Döblin
Konflikte
protziger Wilhelminismus ↔ verelendetes Proletariat
Hauptfiguren
→ „das Volk“ als dramatische Person
Alltagsmenschen, Benachteiligte, Ausgestoßene, Süchtige, Verbrecher, ...
sonstiges
Formel von Arno Holz: Kunst = Natur – x
Die Kunst muss sich in gewissem Maße von der Wirklichkeit unterscheiden
Bemühung der Künstler: x möglichst klein, damit die Natur so echt wie möglich dargestellt
Sprache:
Nachahmung von Alltags- und Umgangssprache, Soziolekt, Dialekt bis hin zu Stottern, Stammeln, Atemgeräuschen (fonografische Genauigkeit)
offene Dramenform
detailgetreuer Reportage- und Dokumentationsstil, Sekundenstil

4.3. Ästhetizismus, Symbolismus, Expressionismus
Epoche
Ästhetizismus, Symbolismus, Expressionismus
Zeitraum
1890 - 1918
Epochenmerkmale
Ästhetizismus
Abwendung von der detaillgetreuen Darstellung des Elends im Naturalismus
Hinwendung zu der Ästhetik des Schönen und der sensiblen Empfindungsfähigkeit
vornehme und gebildete Umgangsformen
2 Denkweisen : - Gestaltung des Schönen im Kampf gegen des Hässliche
- Protest gegen die vorherrschenden Strukturen und Denkweisen
verfeinerte subjektive ästhetische Gestaltung


Fin die Siécle
melancholischer Blick auf den Zerfall der klassischen Kultur
Liebe, Tod, Sehnen, Verlangen
Einsamkeit, Ohnmacht, Rettung, Verkündung


Symbolismus
Verwandlung der Welt durch Symbole für unanschauliche seelische Vorgänge


Surrealismus
Heraustreten aus der Realtität in die Welten des Traums und der Phantaie


Expressionismus
Befassen mit Problemen/Spannungen in der Gesellschaft und mit dem eigenen Ich
gesellschaftliche Stagnation durch wiss. und ökon. Fortschritt
Bekämpfen der Strukturen der wilhelminischen Gesellschaft (Generationenkonflikt)
Ziel: Ausdruck der seelischen Frustration mit Hilfe der Kunst
Kunst war Ausdruck der Weltsicht der Künstler
Nach-außen-Kehren der inneren Kämpfe und Zweifel
Ablehnen der Verschönerungskultur der wilhelminischen Gesellschaft
herausfinden, was sich hinter den Dingen verbirgt
Ablehnung der Trennung zwischen Außenwelt (beschriebene Dinge) und Innenwelt (Gedanken, usw.)
teilweise Verzicht auf Sprache, scheinbar unzusammenhängende Werke
Entwickeln neuer Stilformen
Bedeutende Vertreter
Rainer Maria Rilke, Hugo von Hofmannsthal, Hermann Hesse (Äst.)
Friedrich Nietzsche, Thomas Mann
Else Lasker-Schüler
Robert Musil, Franz Kafka, Gottfried Benn, Georg Trakl, Jakob von Hoddis, (Expr)
Bedeutende Themen
Fin de siécle
Verwandeln von Gegenständen in Kunst
Verwandlung von Dingen (Metamorphose)
Sprache
gesteigerte Sensibilität auf Grund tiefer Verunsicherung der Bevölkerung
Naturbeobachtungen
Angst vor Erstarrung
Schönheit, Stil, Liebe
Verlust, Verlorenheit, femme fatal


Expressionismus
Protest und Aufbegehren gegen das Gültige
Faszination des Hässlichen und der Gewalt
Darstellung Chaos der Welt, Gleichzeitigkeit in Gesellschaft
Ausweglosigkeit einer zerfallenen Welt
Vereinzelung, Entfremdung, Auflösung, Verdringlichkeit
Aufbruch, neuer Mensch, Revolution
Großstadt, Masse
Krieg, Angst, Hass, Schrecken, Kampf
Traum, Seele, Gefühl
Bedeutende Werke
Das Schloss, Der Prozess, Die Verwandlung (Kafka)
In Stahlgewittern (Jünger)
Die Buddenbrooks (Mann)
Verwirrung des Zöglings Törleß (Musil)
Konflikte
Fin de siécle
Ich-Spaltung / Traum und Realität
die verlorene Seele
Leben und Kunst

Expressionismus
Vater-Sohn-Konflikt
ausgeliefertes Ich ↔ undurchschaubar-absurde Welt
Bedrohung durch technische Massenvernichtung
Hauptfiguren
Fin de siécle
das verlorene, fühlende, suchende Ich
der Meister, Führer
der ironisch sich selbst reflektierende Mensch

Expressionismus
Künstler ↔ Bürger
der Kämpfer, Erneuerer
die gequälte Seele
der Zerstörte
sonstiges
Dichter wollen sich von normalen Menschen durch besondere Sprache abheben:


Fin de siécle
hohes Form- und Stilbewusstsein: Symbol, Chiffre, Klangbilder, Farb- und Lautsymbolik, Synästhesie


Expressionismus
Reihungsstil, Simultantechnik, moderne Chiffre, Neologismus, Verben der Bewegung, Perspektivenwechsel, Kinostil, Collage, Reflexion, Ironie, innerer Monolog, erlebte Rede, Gedankenstrom

4.4. Neue Sachlichkeit vor und nach 1933

Epoche
Neue Sachlichkeit
Zeitraum
1923 - 1938
Epochenmerkmale
Nach Niederlage WK I: Umbau zu einer parlamentarischen Demokratie (Wahlrecht, Verfassung, usw.)
Behinderung durch rückschrittliche politische Gruppen (Verantwortlichmachung der demokratischen Parteien für WWK und Inflation
Antwort: realistische Literatur der neuen Sachlichkeit
Schilderung der Welt wie sie ist und Suche nach Gründen dafür (Bsp.: Berlin)
Übergang von Literatur zu journalistischer Prosa
1933: Verhaftung der linken und kritischen Autoren
Flucht und Exil
Bedeutende Vertreter
Berthold Brecht
Kurt Tucholsky
Alfred Döblin
Karl Kraus
Erich Kästner
Erika Mann, Anna Seghers
Ödön von Horváth
Bedeutende Themen
neue Formen der Unterhaltungsmedien (Kino, Kabarett)
Massenunterhaltung und Illusionssuch
Auseinandersetzung mit dem Faschismus
Aufarbeitung WK I
Kritik an Obrigkeiten
Auswirkungen Nationalsozialismus auf die Jugend
Auseinandersetzungen zwischen Rechts und Links
Exilliteratur: Kritik gegen die Diktatur
Ermutigung der Gesellschaft
Bedeutende Werke
Dreigroschenoper, Mahagonny (Brecht)
Pünktchen und Anton, Emil und die Detektive (Kästner)
sonstiges
große Bedeutung des Kabaretts: Bühne für Gedichte der Autoren


4.5. Vergleich Dramatisches Theater – Episches Theater

Merkmal/Aspekt
Dramatisches Theater (Goethe, Schiller)
Episches Theater (Brecht)
Aufbau
In Akte und Szenen eingeteilt, mit Höhepunkt und Katastrophe
In Szenen und Bilder eingeteilt, Unterbrechung der Handlung durch Songs und Kommentare
Schauspieler
Identifizieren sich mit der Figur
Stehen neben der Figur
demonstrieren die Fehler der Figur
Zuschauer
Leiden und fühle mit Helden mit
Betrachten distandziert
bewerten die Figuren und die Handlungen
Bühne
Verschafft Illusion, man sei im Geschehen
Gibt Impulse zum Nachdenken (Brechung der Illusion)
Absicht des Autors
Will erschüttern, Leidenschaft des Publikums wecken und kultivieren/lehren (Katharsis)
Will Abstand zwischen Bühne und Zuschauer schaffen, Arbeit mit Verfremdung, um Vertrautes unvertraut wirken zu lassen