Samstag, 5. Mai 2012

Goethe - Faust

Johann Wolfgang von Goethe – Faust (1808)

→ PERSONEN

Faust
Faust hat alle Wissenschaften studiert und ist dennoch unzufrieden. Er kennt all das Geschriebene schon und möchte mit seinen Geist und mit seinem Herzen die Zusammenhänge der Welt begreifen und strebt sein ganzes Leben lang nach diesem Ziel. Er ist ein Gelehrter, der jedoch nicht nur die Lehren der anderen begreifen möchte, sondern auch selbst Forschungen anstellt um etwas Neues zu entdecken. Er ist der typische Mensch der Sturm und Drang Zeit und erfüllt deren Ideale: Natur, Gefühl, Genie und Freiheit. In gewisser Weise ist Faust auch arrogant, da er viel mehr weiß als andere und dies auch zeigt. Er bezeichnet sich selbst auch als Gott, was ebenso seine Überheblichkeit ausdrückt, wie das Gespräch mit seinem Famulus Wagner, wo sich deutlich zeigt, dass er seiner Meinung nach allwissend ist. Trotz dieser starken Eigenschaften gibt es auch ein anderes Extrem, denn von seiner Selbstüberzeugtheit fällt er in ein seelisches Tief und denkt an Selbstmord. Nach Euphorie bricht er zusammen. anderen begreifen möchte ebenbürtig. Faust hat kein Interesse an weltlichen Genüssen, was sich in der ,,Hexenküche" durch seine Verjüngung ändert. Für ihn sind nun auch Liebe und Begehren, sozusagen weltliche Genüsse, wichtig. Faust erlebt aufrichtige und wahre Liebe, doch trägt er keine Verantwortung dafür.

Mephistopheles
Mephisto begleitet Faust und möchte ihn vom rechten Weg abbringen, ihm die irdischen Genüsse schmackhaft machen und dadurch seine Seele gewinnen, wie es im Pakt ausgehandelt wurde. Der Teufel versteht das Streben von Faust nicht , da er nur die Triebhaftigkeit und nicht das Streben nach einem höheren Ziel der Menschen kennt und glaubt dadurch, Faust leicht zu verführen können. Er sieht nur das Schlechte im Menschen, wobei es dem Menschen möglich ist, beides, das Gute und das Böse zu sehen. Mephisto verkörpert zwar das Böse, entspricht jedoch nicht dem Bild des Teufels, wie er immer von den Menschen charakterisiert wird. Er ist klug, intelligent, gesittet, höflich und freundlich. Für Faust ist er in gewisser Weise ein ebenbürtiger Gesprächspartner mit dem er diskutieren kann. Mephisto steht jedoch nicht gleich mit Gott, er ist ihm untergeordnet und zählt, wie auch die Engel, zu Gottes Gesinde und wirkt am göttlichen Werk mit. Mephistopheles tritt im Stück meist im Hintergrund auf. Er wird als derjenige dargestellt, der beobachtet und der die Fäden zieht, und er tritt in fast jeder Szene auf.

Margarete (Gretchen)
Gretchen ist ein wohlanständiges, gesittetes, naives, liebes, religiöses und gottesfürchtiges Geschöpf und entspricht so dem Ideal des kleinbürgerlichen Mädchens. Sie hat diese Regeln des Kleinbürgertums stark verinnerlicht. Dadurch weiß sie auch, nachdem sie mit Faust geschlafen hat, dass sie etwas sündiges getan hat und selbstverständlich die Konsequenzen dafür tragen muss. So nimmt sie auch ihre Verurteilung als gerechte Strafe und Sühne auf sich. In ihre Reinheit in Liebe, Gläubigkeit und instinktivem Erkennen wird sie für Faust und Mephisto zu einer ebenbürtigen Partnerin. Dadurch rettet sie auch Faust vor dem verlieren der Wette und auch Mephisto hat keine Macht über sie. Nachdem sie Faust traf und sich in ihn verliebte, wird bis zum Ende sichtbar, dass sich Gretchen in eine Frau wandelt. Faust ist auch mitschuldig, dass Gretchen vom rechten Weg abkommt. Sie wird von Gott gerettet, denn Gretchen in ihrem ,,dunklen Drange" weiß, dass sie den falschen Weg ging und kannte den ,,rechten Weg". Sie lebt in ärmeren Verhältnissen wie Faust, denn er zählt zum Großbürgertum, lebt also in einer gehobeneren Schicht. Gretchen hat einen Bruder namens Valentin, der Soldat ist, und sie lebt mit ihrer Mutter in einem Haus zusammen, wo sie die Hausarbeiten erledigt.

Wagner
Wagner ist ein Gegenstück zu Faust. Er will nicht Neues entdecken und begreifen, sondern schon vorhandenes Wissen aus Büchern lernen und das ist für ihn die richtige Art und Weise der Wissenschaft. Er kennt nur die Theorie und das genügt ihm, deshalb weiß er auch nicht viel vom Leben außerhalb der Bücher, von Menschen, Gefühlen und Natur. Auch das Wissen von Faust möchte er sich aneignen und er versteht den Wissensdurst von Faust für noch nicht behandelte Themen in der Vergangenheit keineswegs. Die Naturbegeisterung von Faust ist im ebenso fremd, dennoch ist Faust für ihn ein Vorbild und er verehrt ihn, da er hofft, ein Abglanz von seinem großen Lehrmeister wird auf ihn übergehen und so würde er zu ebenso Ansehen und Anerkennung gelangen. In gewisser Weise ist Wagner naiv und menschenfremd, da er nicht bemerkt, dass er von Faust oft erniedrigt und als unwissender Bücherwurm dargestellt wird. Wagner hat auch wenig Einfühlungsvermögen, da er nicht merkt, dass er Faust stört, nachdem ihm der Erdgeist erschienen ist. Wagner denkt, dass Faust aus einem griechischen Trauerspiel deklamierte. Faust verachtet Wagner und kann nicht versteht, wie Wagner nur das alleinige Wissen aus Bücher genügt. Er ist jedoch mit ganzem Herzen bei der Sache, da es für ihn spannend ist, zu erkennen und zu begreifen was die früheren Wissenschaftler gedacht haben. Somit ist er nur ein Schüler, denn ein richtiger" Wissenschaftler versucht Neues zu erforschen und zu entdecken. Für die Klassik ist Wagner eine untypische Figur, da er zu sachlich denkt und lebt.


→ INHALT

Mephisto wettet mit Gott um Fausts Seele, dass es ihm gelingen wird, Faust dem Bösen verfallen zu lassen. Faust verzweifelt über die Beschränktheit der Menschen und findet keine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Nach den Naturwissenschaften versucht er sich in Magie, doch auch damit kommt er nicht weiter und wird nur durch das Erklingen der Osterglocken vom Selbstmord abgehalten. Am Tag darauf bietet Mephisto Faust übermenschliche Kräfte an, falls Faust ihm dafür die Seele verspricht und im Jenseits dient. Mephisto soll die Seele erhalten, sobald Faust sein Ziel erreicht hat und sagt: „Verweile doch! Du bist so schön!“. Mephisto möchte Faust zum Glück bringen durch Erfahrung/Leben und nicht durch Erkenntnis. Es folgt ein Rundgang durch die Welt der sinnlichen Freuden im Auerbachs Keller, was Faust jedoch abstossend findet. So wird Faust verjüngt (Hexenküche) und macht sich mit Gretchen bekannt, in welches er sich verliebt. Faust kann Gretchen für sich gewinnen. Um sie ungestört besuchen zu können, besorgt Mephisto einen Schlaftrunk für ihre Mutter, welcher sie jedoch tötet. Gretchen wird schwanger. Ihr Bruder Valentin will sich rächen, er wird jedoch von Faust mit Hilfe Mephistos erstochen. Faust wird von Mephisto in die Walpurgisnacht zum Hexensabbat mitgenommen. In der Zwischenzeit hat Gretchen, um der Schande zu entgehen, ihr Kind ertränkt und wird deswegen als Kindesmörderin zum Tode verurteilt. Faust will mit Mephistos Hilfe Gretchen vor der Hinrichtung befreien. Gretchen lehnt Fausts Hilfe ab. Sie akzeptiert den Tod als Strafe für ihr Vergehen und übergibt sich dem Gericht Gottes. Somit gewinnt Gott gegen Mephisto.



→ THEMEN

Endlichkeit der Wissenschaft
Kritik an der zu theoretischen Wissenschaft der damaligen Zeit und ihrem Stellenwert
Kritik am Ständesystem
Faust ist auf das Diesseits bezogen, das Jenseits und die Religion rücken in den Hintergrund
Status der Religion (Gretchen streng gläubig, Faust hat starke Zweifel)
Der strebende Mensch --> Weiterentwicklung
Verantwortung setzt dem Streben Grenzen
Universitätssatire (Wagner-Faust, Studenten = Ameisen die nichts durchschauen; Mephisto-Schüler, Schüler sind Doktoren ausgeliefert)








→ EPOCHE

Klassik (1788 – 1805)
lat. Klassik: classicus = zur ersten Steuerklasse gehörend
Renaissance: Klassik = Antik
Ausweitung des Begriffes: Klassik = musterhaft, vorbildlich
Übertragung des Begriffes
Klassik = eine kulturelle Hochleistung eines Volkes
lit. -> Höhepunkt einer Entfaltung einer Nationalliteratur
Das klassische Schönheitsideal verbindet Verstand und Gefühl, Geist und Natur.
Idealbild
Der Mensch soll gut, edel und hilfreich sein. Er ist im Denken und Fühlen ausgeglichen, gesunder Körper und gesunder Geist sollen harmonieren. Ideale sollen in dieser Welt verwirklicht werden. Verbindung von Geist und Natur. Erziehung strebt danach diese Ziele zu erreichen.


Entelechie
Jeder Mensch hat ein Ziel in sich, dass er zu erreichen versucht. Erziehung soll dabei behilflich sein.
Das Humanitätsideal der Klassik drückt sich durch die Menschen aus, die ausgeglichen sein sollen
Vertreter dieser Idee: Humboldt: "Human ist der im Denken und Fühlen ausgeglichene Mensch. Dieser Mensch ist das Produkt einer göttlichen Idee und Abbild Gottes. Dieser Mensch lässt sich nicht einengen durch nationalistische, religiöse Gedanken." Die Klassik versucht dieses ideale Menschenbild in die Praxis umzusetzen; Winkelmann, Kant: kategorischer Imperativ.
Klassik
Zentrales ist das Schöne, Harmonie, Ausgewogenes zwischen Kopf und Herz.
Darstellung der vollendeten, diesseitigen Persönlichkeit, Person hier und jetzt, Streben nach Humanität, nach dem Guten, Wahren und schönen (ist das höchste Ziel menschlichen Lebens, selbst im tragischen Scheitern -> Faust).

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