1.
Aufklärung und Sturm und Drang
1.1.Geschichtlicher
Hintergrund
→ Absolutismus nach franz. Vorbild
→ 3 Stände-Gesellschaft: Adel, Klerus, Bürgertum
1.2. Weltbild und Lebensauffassung
→ Einfluss von Frankreich: Philosophen, die Recht auf Freiheit im Denken und wirtsch. Handeln fordern
→ Rationalismus und Empirismus statt Tradition und Autoritäten
→ Bedrohung der Macht der Autoritäten → Zensur
→ Aufstreben des Bürgertums
→ Abkehr vom Ständewesen hin zu persönliche Freiheit (Grundrechte)
→ bürgerliche Werthaltung → Werteentwicklung: Gewissen, Freiheit, Gerechtigkeit (siehe franz. Rev.)
→ Empfindungsfähigkeit des Menschen → Liebe zu Freund und Heimat (Patriotismus
→ Bedrohung der Kirche und Obrigkeiten durch Anzweifeln ihrer Machtpositionen
1.3.
Aufklärung
Epoche |
Aufklärung |
Zeitraum |
1720 - 1800 |
Epochenmerkmale |
→ Entwicklung einer
bürgerlichen Verstandes- und Gefühlskultur → Toleranz und Emanzipation → rationales Denken → Intellektionalismus → vernunftgeprägte Weltanschauung → Kritkfähigkeit und Fortschrittsglaube → Eigenständigkeit (Stärkung Individuum) → politische, kulturelle und persönliche Weiterentwicklung → „Lernen durch Erfahrungen machen“ → Widerstand gegen Obrigkeiten → Machtverlust der Kirche |
Bedeutende Vertreter |
→ Voltaire → Jean-Jacques Rousseau → Immanuel Kant → Gotthold Ephraim Lessing → Matthias Claudius → Georg Christoph Lichtenberg |
Bedeutende Themen |
→ Toleranz und
Mitempfinden – Frieden statt Krieg → (moralische) Erziehung des Menschen → Gleichheit der Menschen → Fordern von Freiheit → Religionskonflikte (Nathan) |
Konflikte |
→ adelige
Willkür ↔ bürgerliche Tugend
→ kirchliche
Dogmen ↔ subjektive religiöse Empfindung
→ soziale/religiöse
Differenzen ↔ Gleichheit, Toleranz
|
Hauptfiguren |
→ der
aufgeklärte, mündige Mensch
→ Verantwortung
für das eigene Handeln
→ Entwicklung zur Tugend
|
Bedeutende Werke |
→ Emilia Galotti, Nathan
der Weise (Lessing) |
sonstiges |
→ Wichtige
Textgattungen:
Fabel,
Parabel (Übertrag einer Lehre anhand einer Geschichte)
bürgerliches
Trauerspiel (Drama mit „normalen“ Akteuren)
Briefromane
Verzicht
auf Pathos, einfache und klare Sprache
|
1.4.
Sturm und Drang
Epoche |
Sturm und Drang |
Zeitraum |
1765 – 1780 (Begegnung
Herder Goethe -
|
Epochenmerkmale |
→ „Jugendbewegung“:
Autoren vor allem zwischen 20 und 30 Jahren → Verbindung zwischen Ratio (Ideale der Aufklärung) und Emotio → „Aufklärung mit Herz“ → Verbindung zwischen Vernunft und Natur → Sozialkritik und Kritik an feudal – absolutistischen Missstände → Streben nach Freiheit des Einzelnen → Selbstentfaltung (bürgerliche Emanzipation) → Infragestellen von Autoritäten → Rebellion gegen familiäre und gesellschaftliche Abhängigkeit und Unfreiheit → Pantheismus (Gott in Natur) → Liebes - und Freundschaftskult → gefühlsbetonter Patriotismus |
Bedeutende Vertreter |
→ Johann Wolfgang von
Goethe → Friedrich von Schiller → Jakob Michael Reinhold Lenz → Johann Georg Hamann → Johann Gottfried Herder |
Bedeutende Themen |
→ Phantasie, Gefühl,
Leidenschaft und Spontaneität, Freundschaft → Suche nach Genie (Geniekult), Rebell → Naturbegriff (→ Pantheismus) → Familie (Vater/Sohn Konflikte, Rivalitätsprobleme) → Zerrissenheit des Menschen zwischen Geist und Trieb, Vernunft und Verstand → Ständekonflikte → Konflikt des Einzelnen mit der Gesellschaft (Bildung einer eigenen öffentlichen Meinung) → Kampf um Freiheit → Fremdbestimmung/Selbstbestimmung |
Konflikte |
→ fühlender
Mensch ↔ kalte, abweisende Welt
→ der
individuell Einzelne ↔ die Willkür der gesellschaftlichen
Verhältnisse
→ Leidenschaft ↔
herrschende Sitte und Moral
|
Hauptfiguren |
→ empfindsamer,
naturverbundener, liebender Mensch
→ Genie, Rebell,
Einzelkämpfer für Recht und Gerechtigkeit
|
Bedeutende Werke |
→ Götz von
Berlichingen, Leiden des jungen Werthers, Prometheus (Goethe) → Die Räuber, Kabale und Liebe (Schiller) |
sonstiges |
→ bevorzugte
Textgattung
Drama
Briefromane
(Werther): Aussprache von Gefühlen durch Erlebnisschilderung mit
autobiographischen Elementen
→ Sprache:
metaphorische
Gefühlsausdrücke, ausdrucksstarke Gefühlssprache (Ausrufe,
Ellipsen, …)
einfache
Liedform, Knittelverse, freie Rhythmen
Prosa,
natürliche bis derbe Ausdrucksweisen
|
2.
Klassik und Romantik
2.1.
Geschichtlicher Hintergrund
→ franz.
Revolution
→ Kaiser
Napoleon (1804 Selbstkrönung zum Kaiser, 1815 Machtende: Niederlage
bei Waterloo)
→ Wiener
Kongress: Neuordnung Europas
→ Restauration:
Wiederherstellung der Situation vor Napoleon
→ D:
Mobilisierung von Truppen gegen Napoleon (Versprechen an Bevölkerung:
Verfassung, nationale Einheit)
2.2.
Weltbild und Lebensauffassung
→ Literatur
unabhängig von der Weltpolitik
→ Ziel:
Humanität (Selbstbestimmung des Menschen durch Verstand)
→ Erziehbarkeit
des Menschen
2.3.
Weimarer Klassik
Epoche |
Weimarer Klassik |
Zeitraum |
1794 – 1805 Goethes Italienreise: Entdeckung der antiken Kultur |
Epochenmerkmale |
→ Humanität, Ideal,
Vervollkommnung, Mündigkeit → freie und selbstbestimmte Persönlichkeit (Selbstentfaltung des Menschen) → Erziehbarkeit des Menschen → schöne Seele (Versöhnung von Vernunft und Sinnlichkeit) → Konzentration auf das Wahre und Schöne → Einflüsse griechischer Mythologie (Prometheus) → Verbindung des Schönen mit dem Menschen → Harmonie Mensch ↔ Natur → Autonomie und Ganzheit des Kunstwerkes → Wahre, Gute, Schöne |
Bedeutende Vertreter |
→ Johann Wolfgang von
Goethe → Friedrich von Schiller → Johann Gottfried Herder → Friedrich Hölderlein → Heinrich von Kleist |
Bedeutende Themen |
→ Freundschaft, Treue,
Gehorsam → Neid, Stolz, respektlose Wissbegierde → Streben nach Ruhm → wissenschaftliche Haltung gegenüber Natur → Natur als Spiegel der Seele → Reisen/Wandern |
Konflikte |
→ Wahrheit,Autonomie,Humanität
↔ Intrige, Macht, Fremdbestimmung
→ durch
Selbstüberwindung, Läuterung,Liebe, … im Weltganzen aufgehen
(Goethe)
→ irdisches Scheitern
als Erfüllung schicksalhafter Fügung und Gewinn innerer Freiheit
(Schiller)
|
Hauptfiguren |
→ Mann
als Kämpfer
→ Frau
als Bewahrende
→ Figuren als
Ideenträger, Verkörperung von Wertvorstellungen
|
Bedeutende Werke |
→ Wallenstein, Wilhelm
Tell, Maria Stuart (Schiller) → Zauberlehrling, Wilhelm Meisters Lehrjahre (Goethe) |
sonstiges |
→ Bedeutende Zentren in
Deutschland: Weimar → Vorbild: Antike
|
2.4.
Romantik
Epoche |
Romantik |
Zeitraum |
1794-1840 (Frühromantik:
1795-1804, Hochromantik: 1805-1814, Spätromantik: 1815-1835) |
Epochenmerkmale |
→ gefühlsbetonte, das
Gemüt ansprechene Haltung (Träumer in „Phanatsiewelt“) → Orientierung an Stilformen des Mittelaltres (Volkslieder, Märchen) → Dem Normalen einen höheren Sinn geben → Anstreben einer „Universalpoesie“ → von sehr positiven Werken, bis hin zu „schwarzer Romantik“ → Zusammenarbeit der Autoren, erstmals auch Frauen → Beschäftigung mit Philosphie, die mit Phantasie die Welt verändert (Früh) → Allmachtstraum der Phantasie (Vereinigung Musik, Kunst, Literatur) → Wiederentdeckung des Gefühls (Liebe, Freundschaft, Geselligkeit) → Abgrenzung vom Spießbürgertum → Sehnsucht nach dem Unbekannten, dem Unendlichem → Weg nach innen → persönliche Abgründe und Grenzerfahrungen → Mentalität der Aussteiger aus bürgerlichem Leben in die Kunst → alles umfassende christliche Religion → Abgrenzung von Aufklärung und Klassik |
Bedeutende Vertreter |
→ Frühromantik: Novalis
(Friedrich von Hardenberg), Friedrich Schlegel, Ludwig Tieck → Hochromantik: Clemens Brentano, Joseph von Eichendorff, Achim von Arnim, Gebrüder Grimm → Heinrich Heine, Hölderlein → E. T. A. Hoffmann, Adalbert von Chamisso, Heinrich von Kleist → Frauen: Caroline Schlegel, Dorothea Veit, Sophie Mereau,... → Caspar David Friedrich (Maler) |
Bedeutende Themen |
→ blaue Blume (Streben
nach Unendlichkeit, Erkenntnis, Wunsch nach Liebe, Poesie,
Religion) → Sehnsucht, Reisen, Wandern → Entfremdung → Nacht, Traum, Dämmerungen (Übergang Tag/Nacht, Nacht/Tag), Tageszeiten → Rückblick in die Vergangenheit → Übergänge (Tod/Leben, Tag/Nacht) → Lieder, Romanzen, Märchen, Volkslieder → moralische Inhalte → Spuk, Fabelwesen, Phantaise |
Konflikte |
→ Fantasie,
Nacht,Traum ↔ Tag, Wirklichkeit
→ Geschichte,
Mittelalter, Vergangenheit ↔ Gegenwart, neue Zeit
→ Künstler ↔
(Spieß-)Bürger
|
Hauptfiguren |
→ der Wanderer /
Reisende, der Heimatlose, der Suchende, …
→ der unabhängige
Künstler, der Träumer, der Außenseiter, der Taugenichts
→ der Liebende, der Doppelgänger
|
Bedeutende Werke |
→ Aus dem Leben eines
Taugenichts (Eichendorff) → Märchensammlungen (Grimm) |
sonstiges |
→ Romantische Zentren in
Deutschland: Jena, Heidelberg, Berlin → bevorzugte Gattungen: Märchen, Gedicht, Volks/Kunstlied, Tragödie, Komödie, Novelle |
2.5.
Vergleich
Stichwort |
Klassik |
Romantik |
Natur |
Erleben der Natur
(Wandern), Idee der Naturentwicklung |
Zauber der unendlich
belebten Natur (verkörpert in Elfen, Nixen, Zwergen, Feen) |
Kunst |
Kunst mit sozialer
Aufgabe: durch das Schöne zum Guten und Wahren Antike als Vorbild |
Kunst mit spiritueller
Aufgabe: Unbewusstes und nicht zu fassendes erschließen Kunst zielt auf Verwandlung der Welt (Poetisierung) Mittelalter als Vorbild |
Menschenbild |
Humanismus, Individuum als
Maß aller Dinge |
Mensch auf Suche nach sich
selbst und nach seiner Position im Ganzen |
Bild von Staat |
Weltbürger in einem
Kleinstaat |
Nation als Staats- und
Gesellschaftverband |
Religion |
Gott als Schöpfer der
Natur |
Wiederentdeckung des
Katholizismus |
3.
Vormärz, Biedermeier, poetischer Realismus
3.1.
Geschichtlicher Hintergrund + Weltanschauung
→ Napoleon
geschlagen und auf Elba im Exil
→ 1814/1815
Wiener Kongress: Neuordnung der pol. Verhältnisse in Europa
→ Versprechen
(Verfassung, Grundrechte, usw.) gebrochen, stattdessen: Zensur der
Bücher und Zeitungen
→ Enttäuschung
in Bevölkerung
→ nach
Julirevolution 1930 in F: Forderungen nach Freiheit
→ Zusammenkünfte
der Liberalen (Hambacher Fest 1832)
→ Zensur
in Folge dessen verstärkt, aber Widerstand bleibt beständig
→ Verfolgung
der Liberalen und Anhänger des „Jungen Deutschland“
→ 1848:
Revolution in D nachdem F Republik
→ Scheitern
der Revolution von 1848
→ Otto
von Bismarck (Gegner der Revolution und Sozialdemokratie) →
Sozialversicherungssystem, Dreiklassengesellschaft (Ziel: sozialer
Frieden)
→ 1870/71:
Deutsch-Französischer Krieg (→
wirtsch. Aufschwung auf Grund der franz. Reparationszahl.)
→ Wilhelm
I entlässt Bismarck und strebt „Platz an der Sonne“ an (→
Aufrüstung, Expansion)
→ Erster
Weltkrieg
3.2.
Entwicklung der Literatur
→ Hinwendung
zur Wirklichkeit (allgemeines Merkmal nach Goethes Tod)
→ Realismus
Gruppe 1 → aktiv etwas
verändern
→ Realismus
Gruppe 2 → Wirklichkeit
poetisch darstellen
→ kritische
Auseinandersetzung mit der Politik
→ Abkehr
von den Idealen der Klassik hin zu einer realistischen Perspektive
3.3.
Vormärz/Junges Deutschland
Epoche |
Vormärz
|
Zeitraum |
1830-1850 |
Epochenmerkmale |
→ Verarbeitung
historischer Quellen und Dokumente → partiotische und demokratische Bestrebungen → Forderungen nach mehr Demokratie und Freiheit → Werke als Waffen gegen Restauration und Rückschrittlichkeit → Ablehnung des Absolutismus und der orthodoxen Kirche |
Bedeutende Vertreter |
→ Heinrich Heine → Ferdinand Freiligrath → Georg Büchner → Georg Herwegh, Georg Weerth |
Bedeutende Themen |
→ Aufrufe zum Widerstand → Aufzeigen politischer/sozialer Ungerechtigkeit → Beschreibung Elend, Ausbeutung → Stärkung der Arbeiterbewegung → Kritk an Zensurpolitik → Einsetzen für Recht, Gerechtigkeit, Emanzipation der Frau |
Konflikte |
Leiden
an gesellschaftlichen Zuständen
Angst,
Flucht, Verfolgung,
Künstler ↔
(Spieß-)Bürger
|
Hauptfiguren |
der
Engagierte, Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit
der
Reisende, Heimatlose, Verfolgte, …
Arme, Entrechtete
|
Bedeutende Werke |
→ Dantons Tod, Woyzeck,
hessischer Landbote (Büchner) |
sonstiges |
Bezeichnung, da Zeitraum
vor der Märzrevolution 1848 |
3.4. Biedermeier
Epoche |
Biedermeier |
Zeitraum |
1815-1850 |
Epochenmerkmale |
→ Rückzug ins Private → Werte: Häuslichkeit, Gemütlichkeit → Zurückhaltung bei öffentlichem Engagement → Aufmerksamkeit für die Details des wirklichen Lebens → Durchleuchtung der Natur und zwischenmenschlichen Beziehungen → Missbilligung von Emanzipationsbestrebungen → Tendenz zum Idyllischen, Natur → Heimat, Ehe, Familie, Liebe → Religiosität, Geschichte |
Bedeutende Vertreter |
→ Annete von
Droste-Hülshoff → Adalbert Stifter → Eduard Mörike → Franz Grillparzer |
Bedeutende Themen |
→ Naturbetrachtungen → Geschlechterrollen Mann und Frau → Heimat, Gemütlichkeit, Bescheidenheit → Natur, Schönheit → Familie, häusliches Glück |
Konflikte |
→ ländliche
Heimat ↔ gesellschaftliche Bedrohung
→ geheimnisvolle Natur
und menschliche Schicksale
|
Hauptfiguren |
→ der/die
Genügsame, Gerechte, Ehrliche, Fleißige, Häusliche
→ der Verirrte,
Zerrissene |
Bedeutende Werke |
→ Die Judenbuche
(Hülshoff) → Der Kondor (Stifter) |
3.5. poetischer Realismus
Epoche |
Poetischer Realismus |
Zeitraum |
1850 – 1890
|
Epochenmerkmale |
→ sowohl Weiterführung
Vormärz, als auch Weiterführung Biedermeier → zentrales Thema: bürgerliche Welt der mittleren/oberen Schicht → humorvolle Distanzierung → Naturwissenschaften als Grundlage → Darstellung menschlicher Charaktere in Abhängigkeit von Herkunft, Tradition, Region → Darstellung der Situation des Besitz – und Bildungsbürgertums → wirklichkeitsnahe Lebenschilderungen |
Bedeutende Vertreter |
→ Friedrich Hebbel → Theodor Storm → Goffried Keller → Theodot Fontane → Wilhelm Busch → Conrad Ferdinand Meyer |
Bedeutende Themen |
→ Kritk an
Wertvorstellungen (Ehe: Effie Briest) → Momentaufnahmen → Sinneswahrnehmungen → Beziehung Eltern-Kind → bürgerlicher Alltag und Gesellschaft → Wirklichkeit, Gegenwart, Vergangenheit → Leben, Liebe, Tod, Stadt, Land, Natur |
Konflike |
→ gesellschaftliche
Konventionen ↔ persönliches Leben
→ tradierte
Lebensform ↔ neue Zeit
→ Glück,Fühlen, Treue
↔ Ordnung, Notwendigkeit, Pflicht
|
Hauptfiguren |
→ das
private Individuum in der Auseinandersetzung mit
gesellschaftlichen Normen und Werten
→ Bürger,
Kleinbürger in der alltäglichen Lebensbewältigung
→ liebenswerte
Außenseiter, Sonderlinge in trügerischer Idylle
|
Bedeutende Werke |
→ Maria Magdalena
(Hebbel) → Schimmelreiter (Storm) → Irrungen und Wirrungen, Jenny Treibel, Effi Briest (Fontane) |
sonstiges |
→ Sprache
|
3.6. Novelle
→ Thema: ungewöhnliche Begebenheit
→ Gruppen, Zyklen, Rahmenerzählungen
→ vergleichbar mit Aufbau eines
Dramas
4. Literatur
der Jahrhundertwende
4.1. Geschichtlicher Hintergrund
→ Kaiser Wilhelm I. Politik:
Expansion, Kolonien und Aufrüstung
→ Instabilität des Staates durch
Auseinandersetzungen zwischen Bürgertum und Sozialdemokratie
→ Erschütterung des Wilhelminismus
durch Forderungen nach mehr Demokratie und sozialer Gerechtigkeit
→ Erster Weltkrieg: Ende der
Monarchien in Deutschland und Russland (Revolutionen)
→ D: Weimarer Republik, aber
Beschneidung der Freiheit durch Vertrag von Versailles
→ 1926: Aufnahme D´s in den
Völkerbund
→ 1929: Geldentwertung und
Weltwirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit
→ Zersplitterung in links und rechts
→ 1933: Machtübernahme Hitler
→ Verunsicherung in der Gesellschaft
durch Jahrhundertwechsel und unsichere Zukunft
4.2. Naturalismus
Epoche |
Naturalismus |
Zeitraum |
1890 – 1900
|
Epochenmerkmale |
→ Fortschritt von
Naturwissenschaft in Gesellschaft erkennbar → objektive Beschreibung des Lebens und der Welt durch Naturwissenschaften (Darwin) → Positivismus: Überzeugung von Wissenschaft → Darstellung der Wahrheit und des Lebens → Darstellung von Problemen der Gesellschaft → Aufzeigen von gesellschaftlichen Missständen (Unterschied Arm-Reich) → größtmögliche Nähe der Literatur zur Wirklichkeit → Milieutheorie: jeder Mensch in seine Situation hineingeboren und vorbestimmt (Alkoholismus vererbbar) → Orte: Großstädte, Industrie |
Bedeutende Vertreter |
→ Gerhart Hauptmann → Arno Holz → Alfred Döblin → Emile Zola (F) |
Bedeutende Themen |
→ soziale Verwahrlosung
und das Elend → Unterschied arm – reich → Milieutheorie (Menschen in eine Schicht geboren, vgl. Darwin) → Entwurzelung der Landbevölkerung, Leben in der Großstadt → Verarmung und Entstehen sozialer Krisenherde, vor allem in Großstädten → Ausbeutung, Armut, Not → Determiniertheit menschlichen Denkens und Handelns → Verhältnis Mensch – Technik |
Bedeutende Werke |
→ Die Weber, Bahnwärter
Thiel (Hauptmann) → Berlin, Alexanderplatz (Döblin |
Konflikte |
→ protziger
Wilhelminismus ↔ verelendetes Proletariat
|
Hauptfiguren |
→ „das
Volk“ als dramatische Person
→ Alltagsmenschen,
Benachteiligte, Ausgestoßene, Süchtige, Verbrecher, ...
|
sonstiges |
→ Formel von Arno Holz:
Kunst = Natur – x
→ Die
Kunst muss sich in gewissem Maße von der Wirklichkeit
unterscheiden
→ Bemühung
der Künstler: x möglichst klein, damit die Natur so echt wie
möglich dargestellt
→ Sprache:
→ Nachahmung
von Alltags- und Umgangssprache, Soziolekt, Dialekt bis hin zu
Stottern, Stammeln, Atemgeräuschen (fonografische Genauigkeit)
→ offene
Dramenform
→ detailgetreuer
Reportage- und Dokumentationsstil, Sekundenstil
|
4.3. Ästhetizismus,
Symbolismus, Expressionismus
Epoche |
Ästhetizismus,
Symbolismus, Expressionismus |
Zeitraum |
1890 - 1918 |
Epochenmerkmale |
Ästhetizismus → Abwendung von der detaillgetreuen Darstellung des Elends im Naturalismus → Hinwendung zu der Ästhetik des Schönen und der sensiblen Empfindungsfähigkeit → vornehme und gebildete Umgangsformen → 2 Denkweisen : - Gestaltung des Schönen im Kampf gegen des Hässliche - Protest gegen die vorherrschenden Strukturen und Denkweisen → verfeinerte subjektive ästhetische Gestaltung Fin die Siécle → melancholischer Blick auf den Zerfall der klassischen Kultur → Liebe, Tod, Sehnen, Verlangen → Einsamkeit, Ohnmacht, Rettung, Verkündung Symbolismus → Verwandlung der Welt durch Symbole für unanschauliche seelische Vorgänge Surrealismus → Heraustreten aus der Realtität in die Welten des Traums und der Phantaie Expressionismus → Befassen mit Problemen/Spannungen in der Gesellschaft und mit dem eigenen Ich → gesellschaftliche Stagnation durch wiss. und ökon. Fortschritt → Bekämpfen der Strukturen der wilhelminischen Gesellschaft (Generationenkonflikt) → Ziel: Ausdruck der seelischen Frustration mit Hilfe der Kunst → Kunst war Ausdruck der Weltsicht der Künstler → Nach-außen-Kehren der inneren Kämpfe und Zweifel → Ablehnen der Verschönerungskultur der wilhelminischen Gesellschaft → herausfinden, was sich hinter den Dingen verbirgt → Ablehnung der Trennung zwischen Außenwelt (beschriebene Dinge) und Innenwelt (Gedanken, usw.) → teilweise Verzicht auf Sprache, scheinbar unzusammenhängende Werke → Entwickeln neuer Stilformen |
Bedeutende Vertreter |
→ Rainer Maria Rilke,
Hugo von Hofmannsthal, Hermann Hesse (Äst.) → Friedrich Nietzsche, Thomas Mann → Else Lasker-Schüler → Robert Musil, Franz Kafka, Gottfried Benn, Georg Trakl, Jakob von Hoddis, (Expr) |
Bedeutende Themen |
Fin
de siécle → Verwandeln von Gegenständen in Kunst → Verwandlung von Dingen (Metamorphose) → Sprache → gesteigerte Sensibilität auf Grund tiefer Verunsicherung der Bevölkerung → Naturbeobachtungen → Angst vor Erstarrung → Schönheit, Stil, Liebe → Verlust, Verlorenheit, femme fatal Expressionismus → Protest und Aufbegehren gegen das Gültige → Faszination des Hässlichen und der Gewalt → Darstellung Chaos der Welt, Gleichzeitigkeit in Gesellschaft → Ausweglosigkeit einer zerfallenen Welt → Vereinzelung, Entfremdung, Auflösung, Verdringlichkeit → Aufbruch, neuer Mensch, Revolution → Großstadt, Masse → Krieg, Angst, Hass, Schrecken, Kampf → Traum, Seele, Gefühl |
Bedeutende Werke |
→ Das Schloss, Der
Prozess, Die Verwandlung (Kafka) → In Stahlgewittern (Jünger) → Die Buddenbrooks (Mann) → Verwirrung des Zöglings Törleß (Musil) |
Konflikte |
→ Fin
de siécle
→
Ich-Spaltung / Traum und
Realität
→ die
verlorene Seele
→ Leben
und Kunst
→ Expressionismus
→
Vater-Sohn-Konflikt
→
ausgeliefertes Ich ↔
undurchschaubar-absurde Welt
→ Bedrohung
durch technische Massenvernichtung
|
Hauptfiguren |
→ Fin
de siécle
→ das
verlorene, fühlende, suchende Ich
→ der
Meister, Führer
→ der
ironisch sich selbst reflektierende Mensch
→ Expressionismus
→ Künstler
↔ Bürger
→ der
Kämpfer, Erneuerer
→ die
gequälte Seele
→ der
Zerstörte
|
sonstiges |
→ Dichter wollen sich
von normalen Menschen durch besondere Sprache abheben:
→ Fin
de siécle
hohes
Form- und Stilbewusstsein: Symbol, Chiffre, Klangbilder, Farb- und
Lautsymbolik, Synästhesie
→ Expressionismus
Reihungsstil,
Simultantechnik, moderne Chiffre, Neologismus, Verben der
Bewegung, Perspektivenwechsel, Kinostil, Collage, Reflexion,
Ironie, innerer Monolog, erlebte Rede, Gedankenstrom
|
4.4. Neue
Sachlichkeit vor und nach 1933
Epoche |
Neue Sachlichkeit |
Zeitraum |
1923 - 1938 |
Epochenmerkmale |
→ Nach
Niederlage WK I: Umbau zu einer parlamentarischen Demokratie
(Wahlrecht, Verfassung, usw.)
→ Behinderung
durch rückschrittliche politische Gruppen (Verantwortlichmachung
der demokratischen Parteien für WWK und Inflation
→ Antwort:
realistische Literatur der neuen Sachlichkeit
→ Schilderung
der Welt wie sie ist und Suche nach Gründen dafür (Bsp.: Berlin)
→ Übergang
von Literatur zu journalistischer Prosa
→ 1933: Verhaftung der
linken und kritischen Autoren→ Flucht und Exil |
Bedeutende Vertreter |
→ Berthold Brecht → Kurt Tucholsky → Alfred Döblin → Karl Kraus → Erich Kästner → Erika Mann, Anna Seghers → Ödön von Horváth |
Bedeutende Themen |
→ neue Formen der
Unterhaltungsmedien (Kino, Kabarett) → Massenunterhaltung und Illusionssuch → Auseinandersetzung mit dem Faschismus → Aufarbeitung WK I → Kritik an Obrigkeiten → Auswirkungen Nationalsozialismus auf die Jugend → Auseinandersetzungen zwischen Rechts und Links → Exilliteratur: Kritik gegen die Diktatur → Ermutigung der Gesellschaft |
Bedeutende Werke |
→ Dreigroschenoper,
Mahagonny (Brecht) → Pünktchen und Anton, Emil und die Detektive (Kästner) |
sonstiges |
→ große Bedeutung des
Kabaretts: Bühne für Gedichte der Autoren |
4.5. Vergleich Dramatisches Theater –
Episches Theater
Merkmal/Aspekt |
Dramatisches Theater
(Goethe, Schiller) |
Episches Theater (Brecht) |
Aufbau |
In Akte und Szenen
eingeteilt, mit Höhepunkt und Katastrophe |
In Szenen und Bilder
eingeteilt, Unterbrechung der Handlung durch Songs und Kommentare |
Schauspieler |
Identifizieren sich mit
der Figur |
Stehen neben der Figur demonstrieren die Fehler der Figur |
Zuschauer |
Leiden und fühle mit
Helden mit |
Betrachten distandziert bewerten die Figuren und die Handlungen |
Bühne |
Verschafft Illusion, man
sei im Geschehen |
Gibt Impulse zum
Nachdenken (Brechung der Illusion) |
Absicht des Autors |
Will erschüttern,
Leidenschaft des Publikums wecken und kultivieren/lehren
(Katharsis) |
Will Abstand zwischen
Bühne und Zuschauer schaffen, Arbeit mit Verfremdung, um
Vertrautes unvertraut wirken zu lassen |
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