Samstag, 5. Mai 2012

Epochenüberblick

1. Aufklärung und Sturm und Drang

1.1.Geschichtlicher Hintergrund

1648: Ende des Dreißigjährigen Krieges
Absolutismus nach franz. Vorbild
3 Stände-Gesellschaft: Adel, Klerus, Bürgertum


1.2. Weltbild und Lebensauffassung
Einfluss von Frankreich: Philosophen, die Recht auf Freiheit im Denken und wirtsch. Handeln fordern
Rationalismus und Empirismus statt Tradition und Autoritäten
Bedrohung der Macht der Autoritäten Zensur
Aufstreben des Bürgertums
Abkehr vom Ständewesen hin zu persönliche Freiheit (Grundrechte)
bürgerliche Werthaltung Werteentwicklung: Gewissen, Freiheit, Gerechtigkeit (siehe franz. Rev.)
Empfindungsfähigkeit des Menschen Liebe zu Freund und Heimat (Patriotismus
Bedrohung der Kirche und Obrigkeiten durch Anzweifeln ihrer Machtpositionen

1.3. Aufklärung
Epoche
Aufklärung
Zeitraum
1720 - 1800
Epochenmerkmale
Entwicklung einer bürgerlichen Verstandes- und Gefühlskultur
Toleranz und Emanzipation
rationales Denken
Intellektionalismus
vernunftgeprägte Weltanschauung
Kritkfähigkeit und Fortschrittsglaube
Eigenständigkeit (Stärkung Individuum)
politische, kulturelle und persönliche Weiterentwicklung
→ „Lernen durch Erfahrungen machen“
Widerstand gegen Obrigkeiten
Machtverlust der Kirche
Bedeutende Vertreter
Voltaire
Jean-Jacques Rousseau
Immanuel Kant
Gotthold Ephraim Lessing
Matthias Claudius
Georg Christoph Lichtenberg
Bedeutende Themen
Toleranz und Mitempfinden – Frieden statt Krieg
(moralische) Erziehung des Menschen
Gleichheit der Menschen
Fordern von Freiheit
Religionskonflikte (Nathan)
Konflikte
adelige Willkür ↔ bürgerliche Tugend
kirchliche Dogmen ↔ subjektive religiöse Empfindung
soziale/religiöse Differenzen ↔ Gleichheit, Toleranz
Hauptfiguren
der aufgeklärte, mündige Mensch
Verantwortung für das eigene Handeln
Entwicklung zur Tugend
Bedeutende Werke
Emilia Galotti, Nathan der Weise (Lessing)
sonstiges
Wichtige Textgattungen:
Fabel, Parabel (Übertrag einer Lehre anhand einer Geschichte)
bürgerliches Trauerspiel (Drama mit „normalen“ Akteuren)
Briefromane
Verzicht auf Pathos, einfache und klare Sprache



1.4. Sturm und Drang
Epoche
Sturm und Drang
Zeitraum
1765 – 1780 (Begegnung Herder Goethe -
Epochenmerkmale
→ „Jugendbewegung“: Autoren vor allem zwischen 20 und 30 Jahren
Verbindung zwischen Ratio (Ideale der Aufklärung) und Emotio
→ „Aufklärung mit Herz“
Verbindung zwischen Vernunft und Natur
Sozialkritik und Kritik an feudal – absolutistischen Missstände
Streben nach Freiheit des Einzelnen
Selbstentfaltung (bürgerliche Emanzipation)
Infragestellen von Autoritäten
Rebellion gegen familiäre und gesellschaftliche Abhängigkeit und Unfreiheit
Pantheismus (Gott in Natur)
Liebes - und Freundschaftskult
gefühlsbetonter Patriotismus
Bedeutende Vertreter
Johann Wolfgang von Goethe
Friedrich von Schiller
Jakob Michael Reinhold Lenz
Johann Georg Hamann
Johann Gottfried Herder
Bedeutende Themen
Phantasie, Gefühl, Leidenschaft und Spontaneität, Freundschaft
Suche nach Genie (Geniekult), Rebell
Naturbegriff ( Pantheismus)
Familie (Vater/Sohn Konflikte, Rivalitätsprobleme)
Zerrissenheit des Menschen zwischen Geist und Trieb, Vernunft und Verstand
Ständekonflikte
Konflikt des Einzelnen mit der Gesellschaft (Bildung einer eigenen öffentlichen Meinung)
Kampf um Freiheit
Fremdbestimmung/Selbstbestimmung
Konflikte
fühlender Mensch ↔ kalte, abweisende Welt
der individuell Einzelne ↔ die Willkür der gesellschaftlichen Verhältnisse
Leidenschaft ↔ herrschende Sitte und Moral
Hauptfiguren
empfindsamer, naturverbundener, liebender Mensch
Genie, Rebell, Einzelkämpfer für Recht und Gerechtigkeit
Bedeutende Werke
Götz von Berlichingen, Leiden des jungen Werthers, Prometheus (Goethe)
Die Räuber, Kabale und Liebe (Schiller)
sonstiges
bevorzugte Textgattung
Drama
Briefromane (Werther): Aussprache von Gefühlen durch Erlebnisschilderung mit autobiographischen Elementen
Sprache:
metaphorische Gefühlsausdrücke, ausdrucksstarke Gefühlssprache (Ausrufe, Ellipsen, …)
einfache Liedform, Knittelverse, freie Rhythmen
Prosa, natürliche bis derbe Ausdrucksweisen

2. Klassik und Romantik

2.1. Geschichtlicher Hintergrund
franz. Revolution
Kaiser Napoleon (1804 Selbstkrönung zum Kaiser, 1815 Machtende: Niederlage bei Waterloo)
Wiener Kongress: Neuordnung Europas
Restauration: Wiederherstellung der Situation vor Napoleon
D: Mobilisierung von Truppen gegen Napoleon (Versprechen an Bevölkerung: Verfassung, nationale Einheit)


2.2. Weltbild und Lebensauffassung
Literatur unabhängig von der Weltpolitik
Ziel: Humanität (Selbstbestimmung des Menschen durch Verstand)
Erziehbarkeit des Menschen



2.3. Weimarer Klassik
Epoche
Weimarer Klassik
Zeitraum
1794 – 1805
Goethes Italienreise: Entdeckung der antiken Kultur
Epochenmerkmale
Humanität, Ideal, Vervollkommnung, Mündigkeit
freie und selbstbestimmte Persönlichkeit (Selbstentfaltung des Menschen)
Erziehbarkeit des Menschen
schöne Seele (Versöhnung von Vernunft und Sinnlichkeit)
Konzentration auf das Wahre und Schöne
Einflüsse griechischer Mythologie (Prometheus)
Verbindung des Schönen mit dem Menschen
Harmonie Mensch Natur
Autonomie und Ganzheit des Kunstwerkes
Wahre, Gute, Schöne
Bedeutende Vertreter
Johann Wolfgang von Goethe
Friedrich von Schiller
Johann Gottfried Herder
Friedrich Hölderlein
Heinrich von Kleist
Bedeutende Themen
Freundschaft, Treue, Gehorsam
Neid, Stolz, respektlose Wissbegierde
Streben nach Ruhm
wissenschaftliche Haltung gegenüber Natur
Natur als Spiegel der Seele
Reisen/Wandern
Konflikte
Wahrheit,Autonomie,Humanität ↔ Intrige, Macht, Fremdbestimmung
durch Selbstüberwindung, Läuterung,Liebe, … im Weltganzen aufgehen (Goethe)
irdisches Scheitern als Erfüllung schicksalhafter Fügung und Gewinn innerer Freiheit (Schiller)
Hauptfiguren
Mann als Kämpfer
Frau als Bewahrende
Figuren als Ideenträger, Verkörperung von Wertvorstellungen
Bedeutende Werke
Wallenstein, Wilhelm Tell, Maria Stuart (Schiller)
Zauberlehrling, Wilhelm Meisters Lehrjahre (Goethe)
sonstiges
Bedeutende Zentren in Deutschland: Weimar
Vorbild: Antike
Sprache: komplexe Syntax (Hypotaxe), betont kunstvolle Anordnung thematische Verzahnung durch Leitbegriffe (Stichomythie), reich an rhetorischen Figuren, metrisch gebunden, strenge Form


2.4. Romantik
Epoche
Romantik
Zeitraum
1794-1840 (Frühromantik: 1795-1804, Hochromantik: 1805-1814, Spätromantik: 1815-1835)
Epochenmerkmale
gefühlsbetonte, das Gemüt ansprechene Haltung (Träumer in „Phanatsiewelt“)
Orientierung an Stilformen des Mittelaltres (Volkslieder, Märchen)
Dem Normalen einen höheren Sinn geben
Anstreben einer „Universalpoesie“
von sehr positiven Werken, bis hin zu „schwarzer Romantik“
Zusammenarbeit der Autoren, erstmals auch Frauen
Beschäftigung mit Philosphie, die mit Phantasie die Welt verändert (Früh)
Allmachtstraum der Phantasie (Vereinigung Musik, Kunst, Literatur)
Wiederentdeckung des Gefühls (Liebe, Freundschaft, Geselligkeit)
Abgrenzung vom Spießbürgertum
Sehnsucht nach dem Unbekannten, dem Unendlichem
Weg nach innen persönliche Abgründe und Grenzerfahrungen
Mentalität der Aussteiger aus bürgerlichem Leben in die Kunst
alles umfassende christliche Religion
Abgrenzung von Aufklärung und Klassik
Bedeutende Vertreter
Frühromantik: Novalis (Friedrich von Hardenberg), Friedrich Schlegel, Ludwig Tieck
Hochromantik: Clemens Brentano, Joseph von Eichendorff, Achim von Arnim, Gebrüder Grimm
Heinrich Heine, Hölderlein
E. T. A. Hoffmann, Adalbert von Chamisso, Heinrich von Kleist
Frauen: Caroline Schlegel, Dorothea Veit, Sophie Mereau,...
Caspar David Friedrich (Maler)
Bedeutende Themen
blaue Blume (Streben nach Unendlichkeit, Erkenntnis, Wunsch nach Liebe, Poesie, Religion)
Sehnsucht, Reisen, Wandern
Entfremdung
Nacht, Traum, Dämmerungen (Übergang Tag/Nacht, Nacht/Tag), Tageszeiten
Rückblick in die Vergangenheit
Übergänge (Tod/Leben, Tag/Nacht)
Lieder, Romanzen, Märchen, Volkslieder
moralische Inhalte
Spuk, Fabelwesen, Phantaise
Konflikte
Fantasie, Nacht,Traum ↔ Tag, Wirklichkeit
Geschichte, Mittelalter, Vergangenheit ↔ Gegenwart, neue Zeit
Künstler ↔ (Spieß-)Bürger
Hauptfiguren
der Wanderer / Reisende, der Heimatlose, der Suchende, …
der unabhängige Künstler, der Träumer, der Außenseiter, der Taugenichts
der Liebende, der Doppelgänger
Bedeutende Werke
Aus dem Leben eines Taugenichts (Eichendorff)
Märchensammlungen (Grimm)
sonstiges
Romantische Zentren in Deutschland: Jena, Heidelberg, Berlin
bevorzugte Gattungen: Märchen, Gedicht, Volks/Kunstlied, Tragödie, Komödie, Novelle
2.5. Vergleich
Stichwort
Klassik
Romantik
Natur
Erleben der Natur (Wandern), Idee der Naturentwicklung
Zauber der unendlich belebten Natur (verkörpert in Elfen, Nixen, Zwergen, Feen)
Kunst
Kunst mit sozialer Aufgabe:
durch das Schöne zum Guten und Wahren
Antike als Vorbild
Kunst mit spiritueller Aufgabe:
Unbewusstes und nicht zu fassendes erschließen
Kunst zielt auf Verwandlung der Welt (Poetisierung)
Mittelalter als Vorbild
Menschenbild
Humanismus, Individuum als Maß aller Dinge
Mensch auf Suche nach sich selbst und nach seiner Position im Ganzen
Bild von Staat
Weltbürger in einem Kleinstaat
Nation als Staats- und Gesellschaftverband
Religion
Gott als Schöpfer der Natur
Wiederentdeckung des Katholizismus





3. Vormärz, Biedermeier, poetischer Realismus

3.1. Geschichtlicher Hintergrund + Weltanschauung
Napoleon geschlagen und auf Elba im Exil
1814/1815 Wiener Kongress: Neuordnung der pol. Verhältnisse in Europa
Versprechen (Verfassung, Grundrechte, usw.) gebrochen, stattdessen: Zensur der Bücher und Zeitungen
Enttäuschung in Bevölkerung
nach Julirevolution 1930 in F: Forderungen nach Freiheit
Zusammenkünfte der Liberalen (Hambacher Fest 1832)
Zensur in Folge dessen verstärkt, aber Widerstand bleibt beständig
Verfolgung der Liberalen und Anhänger des „Jungen Deutschland“
1848: Revolution in D nachdem F Republik
Scheitern der Revolution von 1848
Otto von Bismarck (Gegner der Revolution und Sozialdemokratie) Sozialversicherungssystem, Dreiklassengesellschaft (Ziel: sozialer Frieden)
1870/71: Deutsch-Französischer Krieg ( wirtsch. Aufschwung auf Grund der franz. Reparationszahl.)
Wilhelm I entlässt Bismarck und strebt „Platz an der Sonne“ an ( Aufrüstung, Expansion)
Erster Weltkrieg


3.2. Entwicklung der Literatur
Hinwendung zur Wirklichkeit (allgemeines Merkmal nach Goethes Tod)
Realismus Gruppe 1 aktiv etwas verändern
Realismus Gruppe 2 Wirklichkeit poetisch darstellen
kritische Auseinandersetzung mit der Politik
Abkehr von den Idealen der Klassik hin zu einer realistischen Perspektive



3.3. Vormärz/Junges Deutschland

Epoche
Vormärz
Zeitraum
1830-1850
Epochenmerkmale
Verarbeitung historischer Quellen und Dokumente
partiotische und demokratische Bestrebungen
Forderungen nach mehr Demokratie und Freiheit
Werke als Waffen gegen Restauration und Rückschrittlichkeit
Ablehnung des Absolutismus und der orthodoxen Kirche
Bedeutende Vertreter
Heinrich Heine
Ferdinand Freiligrath
Georg Büchner
Georg Herwegh, Georg Weerth
Bedeutende Themen
Aufrufe zum Widerstand
Aufzeigen politischer/sozialer Ungerechtigkeit
Beschreibung Elend, Ausbeutung
Stärkung der Arbeiterbewegung
Kritk an Zensurpolitik
Einsetzen für Recht, Gerechtigkeit, Emanzipation der Frau
Konflikte
Leiden an gesellschaftlichen Zuständen
Angst, Flucht, Verfolgung,
Künstler ↔ (Spieß-)Bürger
Hauptfiguren
der Engagierte, Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit
der Reisende, Heimatlose, Verfolgte, …
Arme, Entrechtete
Bedeutende Werke
Dantons Tod, Woyzeck, hessischer Landbote (Büchner)
sonstiges
Bezeichnung, da Zeitraum vor der Märzrevolution 1848





3.4. Biedermeier

Epoche
Biedermeier
Zeitraum
1815-1850
Epochenmerkmale
Rückzug ins Private
Werte: Häuslichkeit, Gemütlichkeit
Zurückhaltung bei öffentlichem Engagement
Aufmerksamkeit für die Details des wirklichen Lebens
Durchleuchtung der Natur und zwischenmenschlichen Beziehungen
Missbilligung von Emanzipationsbestrebungen
Tendenz zum Idyllischen, Natur
Heimat, Ehe, Familie, Liebe
Religiosität, Geschichte
Bedeutende Vertreter
Annete von Droste-Hülshoff
Adalbert Stifter
Eduard Mörike
Franz Grillparzer
Bedeutende Themen
Naturbetrachtungen
Geschlechterrollen Mann und Frau
Heimat, Gemütlichkeit, Bescheidenheit
Natur, Schönheit
Familie, häusliches Glück
Konflikte
ländliche Heimat ↔ gesellschaftliche Bedrohung
geheimnisvolle Natur und menschliche Schicksale
Hauptfiguren
der/die Genügsame, Gerechte, Ehrliche, Fleißige, Häusliche
der Verirrte, Zerrissene
Bedeutende Werke
Die Judenbuche (Hülshoff)
Der Kondor (Stifter)


3.5. poetischer Realismus

Epoche
Poetischer Realismus
Zeitraum
1850 – 1890
Epochenmerkmale
sowohl Weiterführung Vormärz, als auch Weiterführung Biedermeier
zentrales Thema: bürgerliche Welt der mittleren/oberen Schicht
humorvolle Distanzierung
Naturwissenschaften als Grundlage
Darstellung menschlicher Charaktere in Abhängigkeit von Herkunft, Tradition, Region
Darstellung der Situation des Besitz – und Bildungsbürgertums
wirklichkeitsnahe Lebenschilderungen
Bedeutende Vertreter
Friedrich Hebbel
Theodor Storm
Goffried Keller
Theodot Fontane
Wilhelm Busch
Conrad Ferdinand Meyer
Bedeutende Themen
Kritk an Wertvorstellungen (Ehe: Effie Briest)
Momentaufnahmen
Sinneswahrnehmungen
Beziehung Eltern-Kind
bürgerlicher Alltag und Gesellschaft
Wirklichkeit, Gegenwart, Vergangenheit
Leben, Liebe, Tod, Stadt, Land, Natur
Konflike
gesellschaftliche Konventionen ↔ persönliches Leben
tradierte Lebensform ↔ neue Zeit
Glück,Fühlen, Treue ↔ Ordnung, Notwendigkeit, Pflicht
Hauptfiguren
das private Individuum in der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Normen und Werten
Bürger, Kleinbürger in der alltäglichen Lebensbewältigung
liebenswerte Außenseiter, Sonderlinge in trügerischer Idylle
Bedeutende Werke
Maria Magdalena (Hebbel)
Schimmelreiter (Storm)
Irrungen und Wirrungen, Jenny Treibel, Effi Briest (Fontane)
sonstiges
Sprache
Wahrhaftigkeit in der Darstellung der Wirklichkeitsausschnitte
epische Breite, Detailreichtum
Entwicklung über längere Zeiträume
Alltagssprache
distanziert-humorvolle, hintergründige Schilderungen
Rahmenerzählung

3.6. Novelle
→ Thema: ungewöhnliche Begebenheit
→ Gruppen, Zyklen, Rahmenerzählungen
→ vergleichbar mit Aufbau eines Dramas

4. Literatur der Jahrhundertwende

4.1. Geschichtlicher Hintergrund
→ Kaiser Wilhelm I. Politik: Expansion, Kolonien und Aufrüstung
→ Instabilität des Staates durch Auseinandersetzungen zwischen Bürgertum und Sozialdemokratie
→ Erschütterung des Wilhelminismus durch Forderungen nach mehr Demokratie und sozialer Gerechtigkeit
→ Erster Weltkrieg: Ende der Monarchien in Deutschland und Russland (Revolutionen)
→ D: Weimarer Republik, aber Beschneidung der Freiheit durch Vertrag von Versailles
→ 1926: Aufnahme D´s in den Völkerbund
→ 1929: Geldentwertung und Weltwirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit
→ Zersplitterung in links und rechts
→ 1933: Machtübernahme Hitler
→ Verunsicherung in der Gesellschaft durch Jahrhundertwechsel und unsichere Zukunft

4.2. Naturalismus
Epoche
Naturalismus
Zeitraum
1890 – 1900
Epochenmerkmale
Fortschritt von Naturwissenschaft in Gesellschaft erkennbar
objektive Beschreibung des Lebens und der Welt durch Naturwissenschaften (Darwin)
Positivismus: Überzeugung von Wissenschaft
Darstellung der Wahrheit und des Lebens
Darstellung von Problemen der Gesellschaft
Aufzeigen von gesellschaftlichen Missständen (Unterschied Arm-Reich)
größtmögliche Nähe der Literatur zur Wirklichkeit
Milieutheorie: jeder Mensch in seine Situation hineingeboren und vorbestimmt (Alkoholismus vererbbar)
Orte: Großstädte, Industrie
Bedeutende Vertreter
Gerhart Hauptmann
Arno Holz
Alfred Döblin
Emile Zola (F)
Bedeutende Themen
soziale Verwahrlosung und das Elend
Unterschied arm – reich
Milieutheorie (Menschen in eine Schicht geboren, vgl. Darwin)
Entwurzelung der Landbevölkerung, Leben in der Großstadt
Verarmung und Entstehen sozialer Krisenherde, vor allem in Großstädten
Ausbeutung, Armut, Not
Determiniertheit menschlichen Denkens und Handelns
Verhältnis Mensch – Technik
Bedeutende Werke
Die Weber, Bahnwärter Thiel (Hauptmann)
Berlin, Alexanderplatz (Döblin
Konflikte
protziger Wilhelminismus ↔ verelendetes Proletariat
Hauptfiguren
→ „das Volk“ als dramatische Person
Alltagsmenschen, Benachteiligte, Ausgestoßene, Süchtige, Verbrecher, ...
sonstiges
Formel von Arno Holz: Kunst = Natur – x
Die Kunst muss sich in gewissem Maße von der Wirklichkeit unterscheiden
Bemühung der Künstler: x möglichst klein, damit die Natur so echt wie möglich dargestellt
Sprache:
Nachahmung von Alltags- und Umgangssprache, Soziolekt, Dialekt bis hin zu Stottern, Stammeln, Atemgeräuschen (fonografische Genauigkeit)
offene Dramenform
detailgetreuer Reportage- und Dokumentationsstil, Sekundenstil

4.3. Ästhetizismus, Symbolismus, Expressionismus
Epoche
Ästhetizismus, Symbolismus, Expressionismus
Zeitraum
1890 - 1918
Epochenmerkmale
Ästhetizismus
Abwendung von der detaillgetreuen Darstellung des Elends im Naturalismus
Hinwendung zu der Ästhetik des Schönen und der sensiblen Empfindungsfähigkeit
vornehme und gebildete Umgangsformen
2 Denkweisen : - Gestaltung des Schönen im Kampf gegen des Hässliche
- Protest gegen die vorherrschenden Strukturen und Denkweisen
verfeinerte subjektive ästhetische Gestaltung


Fin die Siécle
melancholischer Blick auf den Zerfall der klassischen Kultur
Liebe, Tod, Sehnen, Verlangen
Einsamkeit, Ohnmacht, Rettung, Verkündung


Symbolismus
Verwandlung der Welt durch Symbole für unanschauliche seelische Vorgänge


Surrealismus
Heraustreten aus der Realtität in die Welten des Traums und der Phantaie


Expressionismus
Befassen mit Problemen/Spannungen in der Gesellschaft und mit dem eigenen Ich
gesellschaftliche Stagnation durch wiss. und ökon. Fortschritt
Bekämpfen der Strukturen der wilhelminischen Gesellschaft (Generationenkonflikt)
Ziel: Ausdruck der seelischen Frustration mit Hilfe der Kunst
Kunst war Ausdruck der Weltsicht der Künstler
Nach-außen-Kehren der inneren Kämpfe und Zweifel
Ablehnen der Verschönerungskultur der wilhelminischen Gesellschaft
herausfinden, was sich hinter den Dingen verbirgt
Ablehnung der Trennung zwischen Außenwelt (beschriebene Dinge) und Innenwelt (Gedanken, usw.)
teilweise Verzicht auf Sprache, scheinbar unzusammenhängende Werke
Entwickeln neuer Stilformen
Bedeutende Vertreter
Rainer Maria Rilke, Hugo von Hofmannsthal, Hermann Hesse (Äst.)
Friedrich Nietzsche, Thomas Mann
Else Lasker-Schüler
Robert Musil, Franz Kafka, Gottfried Benn, Georg Trakl, Jakob von Hoddis, (Expr)
Bedeutende Themen
Fin de siécle
Verwandeln von Gegenständen in Kunst
Verwandlung von Dingen (Metamorphose)
Sprache
gesteigerte Sensibilität auf Grund tiefer Verunsicherung der Bevölkerung
Naturbeobachtungen
Angst vor Erstarrung
Schönheit, Stil, Liebe
Verlust, Verlorenheit, femme fatal


Expressionismus
Protest und Aufbegehren gegen das Gültige
Faszination des Hässlichen und der Gewalt
Darstellung Chaos der Welt, Gleichzeitigkeit in Gesellschaft
Ausweglosigkeit einer zerfallenen Welt
Vereinzelung, Entfremdung, Auflösung, Verdringlichkeit
Aufbruch, neuer Mensch, Revolution
Großstadt, Masse
Krieg, Angst, Hass, Schrecken, Kampf
Traum, Seele, Gefühl
Bedeutende Werke
Das Schloss, Der Prozess, Die Verwandlung (Kafka)
In Stahlgewittern (Jünger)
Die Buddenbrooks (Mann)
Verwirrung des Zöglings Törleß (Musil)
Konflikte
Fin de siécle
Ich-Spaltung / Traum und Realität
die verlorene Seele
Leben und Kunst

Expressionismus
Vater-Sohn-Konflikt
ausgeliefertes Ich ↔ undurchschaubar-absurde Welt
Bedrohung durch technische Massenvernichtung
Hauptfiguren
Fin de siécle
das verlorene, fühlende, suchende Ich
der Meister, Führer
der ironisch sich selbst reflektierende Mensch

Expressionismus
Künstler ↔ Bürger
der Kämpfer, Erneuerer
die gequälte Seele
der Zerstörte
sonstiges
Dichter wollen sich von normalen Menschen durch besondere Sprache abheben:


Fin de siécle
hohes Form- und Stilbewusstsein: Symbol, Chiffre, Klangbilder, Farb- und Lautsymbolik, Synästhesie


Expressionismus
Reihungsstil, Simultantechnik, moderne Chiffre, Neologismus, Verben der Bewegung, Perspektivenwechsel, Kinostil, Collage, Reflexion, Ironie, innerer Monolog, erlebte Rede, Gedankenstrom

4.4. Neue Sachlichkeit vor und nach 1933

Epoche
Neue Sachlichkeit
Zeitraum
1923 - 1938
Epochenmerkmale
Nach Niederlage WK I: Umbau zu einer parlamentarischen Demokratie (Wahlrecht, Verfassung, usw.)
Behinderung durch rückschrittliche politische Gruppen (Verantwortlichmachung der demokratischen Parteien für WWK und Inflation
Antwort: realistische Literatur der neuen Sachlichkeit
Schilderung der Welt wie sie ist und Suche nach Gründen dafür (Bsp.: Berlin)
Übergang von Literatur zu journalistischer Prosa
1933: Verhaftung der linken und kritischen Autoren
Flucht und Exil
Bedeutende Vertreter
Berthold Brecht
Kurt Tucholsky
Alfred Döblin
Karl Kraus
Erich Kästner
Erika Mann, Anna Seghers
Ödön von Horváth
Bedeutende Themen
neue Formen der Unterhaltungsmedien (Kino, Kabarett)
Massenunterhaltung und Illusionssuch
Auseinandersetzung mit dem Faschismus
Aufarbeitung WK I
Kritik an Obrigkeiten
Auswirkungen Nationalsozialismus auf die Jugend
Auseinandersetzungen zwischen Rechts und Links
Exilliteratur: Kritik gegen die Diktatur
Ermutigung der Gesellschaft
Bedeutende Werke
Dreigroschenoper, Mahagonny (Brecht)
Pünktchen und Anton, Emil und die Detektive (Kästner)
sonstiges
große Bedeutung des Kabaretts: Bühne für Gedichte der Autoren


4.5. Vergleich Dramatisches Theater – Episches Theater

Merkmal/Aspekt
Dramatisches Theater (Goethe, Schiller)
Episches Theater (Brecht)
Aufbau
In Akte und Szenen eingeteilt, mit Höhepunkt und Katastrophe
In Szenen und Bilder eingeteilt, Unterbrechung der Handlung durch Songs und Kommentare
Schauspieler
Identifizieren sich mit der Figur
Stehen neben der Figur
demonstrieren die Fehler der Figur
Zuschauer
Leiden und fühle mit Helden mit
Betrachten distandziert
bewerten die Figuren und die Handlungen
Bühne
Verschafft Illusion, man sei im Geschehen
Gibt Impulse zum Nachdenken (Brechung der Illusion)
Absicht des Autors
Will erschüttern, Leidenschaft des Publikums wecken und kultivieren/lehren (Katharsis)
Will Abstand zwischen Bühne und Zuschauer schaffen, Arbeit mit Verfremdung, um Vertrautes unvertraut wirken zu lassen




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